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Dr. med. Petra Bracht spezialisiert sich seit über 30 Jahren auf die Bereiche Ernährung und Schmerzen. Die Ärztin, Bestsellerautorin und YouTuberin erklärt uns im Interview, auf was wir bei der Bekämpfung der Corona-Viren achten müssen, welche positiven Auswirkungen vegane Ernährung hat, vom neusten Stand der Forschung und warum Raucher jetzt unbedingt die Finger vom Glimmstängel lassen sollten.

Wie ist denn der neuste Stand der Forschung zum Corona-Virus?

Dr. Petra Bracht: Es wird aktuell noch viel diskutiert und geforscht. Besonders interessant finde ich, dass es eventuell einen Zusammenhang zwischen der Infektion und dem Rauchen gibt.

Damit das SARS-COV-2, wie das Corona-Virus offiziell bezeichnet wird, überhaupt in die menschliche Zelle eindringen kann, benötigt es ein Türöffner-Enzym. Bei Coronaviren scheint es sich um das ACE-2 Enzym zu handeln. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass sowohl das Wuhan-Virus, als auch das SARS-Virus, das China 2002/2003 befallen hat, über die ACE2-Rezeptoren angreift. Dieses Enzym scheint auch für die Atemwegsymptomatik, also die Verengung der Lunge und somit Atemnot eine große Rolle zu spielen. Je mehr also von diesem Enzym vorhanden ist, desto heftiger wird also der Krankheitsverlauf ausfallen. Über dieses Enzym schleust sich Corona in die Wirtszelle ein. Genauso, wie bei SARS und MERS.

Eine Studie an der Universität von South Carolina fand heraus, dass Raucher einen signifikant höheren ACE2-Spiegel haben, wie Nichtraucher.*

Es gab keinen Unterschied in der Geschlechtergruppe, dem Alter oder der Herkunft. Was aber beobachtet wurde, war das signifikat höhere ACE2—Vorkommen, das man auch als Genexpression bezeichnen kann. Somit weißt das darauf hin, dass Raucher wesentlich anfälliger auf Corona-Viren sein können. Ich empfehle allen Rauchern unbedingt sofort damit aufzuhören! Wenn nicht jetzt, wann bitte dann? Damit hast du eine Möglichkeit die Aggressivität dieses Virus abzuschwächen.

Ein Viertel der chinesischen Regierung raucht und das laut Marktforschern durchschnittlich 20 Zigaretten täglich. Ein Großteil davon sind Männer. Die Sterblichkeit bei Männern an den genannten Viren ist aktuell höher, als die bei Frauen.

Wenn du weniger ACE2 produzierst, kann es dafür sorgen, dass du, selbst wenn du zu den geschätzt 66% derjenigen gehörst, die ihn bekommen, den Angriff abwehren und abschwächen kannst. Diese Chance sollte jeder nutzen! Dann fühlt es sich vielleicht nur wie eine leichte Erkältung an.

Was empfiehlst du denen, die sich bereits krank fühlen?

Dr. Petra Bracht: Hinlegen, ausruhen, 3 Tage Heilfasten und danach Intervallfasten mit hochwertigen pflanzlichen Lebensmitteln.

Das Verrückte ist, dass man sowohl bei einer Erkältung, bei Influenza oder dem Corona-Virus wenig bis keinen Hunger verspürt. Das heißt: Der Körper signalisiert uns schon, dass er gerade kein Essen braucht. Also automatisch mehr Autophagie. Mehr Autophagie heißt mehr Viren aufspüren und vernichten. Wir müssen nur wieder an die Selbstheilungskräfte und die Natur glauben und nicht denken, dass wir nur durch Medikamente geheilt werden!

Der Autophagieprozess ist der Mechanismus, der beim  Intervallfasten eintritt und zugleich auch Viren entdeckt und sie entsorgen kann. Je länger die Fastenzeit ist, desto länger ist dieser Prozess. Bei Frauen beginnt die Autophagie nach circa 12-14 Stunden Fasten und bei Männern nach 14-15 Stunden, also ohne Nahrung. Die Uniklinik Bonn, Charité Berlin und das Max Planck Institut haben das bei MERS bereits entdeckt. Aktuell wird deshalb nach Medikamenten geforscht, die den Autophagieprozess anregen. Vollwertige Pflanzenkost beschleunigt diesen zusätzlich.

*Studie aus North Carolina zu ACE2 bei Rauchern:  https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.02.05.20020107v3

Dr. med. Petra Bracht in ihrer Praxis in Bad Homburg vor der Höhe

Gibt es eindeutige Symptome für das Corona-Virus?

Dr. Petra Bracht: Nein, die gibt es nicht. Es ist ein Zwischending zwischen einer Erkältung und Influenza. Wobei man eine Erkältung von einer Influenza unterscheiden kann, da man bei letzterer innerhalb weniger Stunden ganz hohes Fieber bekommt. Bei Corona ist das in der Regel nicht so, aber auch nicht ausgeschlossen. Die Coronainfektion beginnt in der Regel langsamer und schleichender. Das große Problem für uns Mediziner ist es, anhand dieser Informationen auseinander zu halten, ob es eine normale Erkältungskrankheit ist, oder die Corona-Infektion ist. Es gibt Stimmen, die sagen, dass Corona auch auf den Verdauungstrakt schlägt, aber wir wissen da aktuell noch viel zu wenig drüber. Es gibt einige, die den Virus in sich tragen und nur ein bisschen Halskratzen haben und sich ein bisschen schlapp fühlen – das war’s schon. Wichtig ist nur, dass sie den Virus dann nicht auf Menschen mit schwächeren Immunsystemen übertragen.

"Auf keinen Fall Milchprodukte. Tierische Nahrung füttert die schlechten Darmbakterien, die das Immunsystem schwächen."

Was ist denn der beste Schutz gegen das Corona-Virus?

Dr. Petra Bracht: Übertragen wird das Virus durch Tröpfcheninfektion. Daher ist die Hygiene der Hände und des Gesichts, Abstand zu deinen Mitmenschen von mindestens zwei Metern, Husten und niesen in die Ellenbeuge, so wenig, wie möglich Geländer und Türgriffe berühren. Auch das Tragen von Schutzmasken halte ich bei dem derzeitigen Informationsstand für sehr sinnvoll. Das weiß mittlerweile jeder, aber der allerbeste Schutz ist und bleibt dein Immunsystem! Die Darmbakterien sind die Hauptakteure und ernähren sich durch unser tägliches Essen. Das Beste, was du diesem antun kannst, ist biologisch angebaute Pflanzennahrung. Obst, Kräuter, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte, Sprossen…

Auf keinen Fall Milchprodukte. Insbesondere für Asthmatiker. Tierische Nahrung füttert die schlechten Darmbakterien, die das Immunsystem schwächen. Schon 24 Stunden, nachdem du keine tierischen Produkte mehr zu dir genommen hast, aktivieren und regenerieren sich die Abwehrkräfte, die dein Immunsystem stärken.

Der Virologe Christian Drosten von der Charité Berlin drückte das im aktuellen Stern-Interview passend aus und sagte, dass die aktuelle Situation doch sehr überzeugend sein sollte, eine Veränderung anzudenken, was den Fleischhunger in der sich ausweitenden Gesellschaft angeht.

Wie gefährlich ist das Virus?

Dr. Petra Bracht: Die Panik ist gar nicht nötig bei den jungen Leuten und bei denen, die gesund sind. Sie bekommen meistens einen „normalen“ Erkältungsinfekt mit leichtem Halskratzen, Husten und Kopfschmerzen. Nach 8-10 Tagen ist es dann wieder vorbei.

Dennoch: Das Virus ist anscheinend hochansteckend und wir können damit rechnen, dass wir es fast alle bekommen. Wie gefährlich es ist, kann man noch nicht wirklich einschätzen. 15% der Infizierten gehen ins Krankenhaus. Viele kranke und ältere Menschen sterben hierdurch. Das gilt es zu verhindern.

Ist man nach der Ansteckung immun gegen das Virus?

Dr. Petra Bracht: Das kann die Forschung noch nicht zu 100% sagen. Der aktuelle Stand ist, dass man sich nicht ein zweites Mal innerhalb kurzer Zeit anstecken kann. Man geht davon aus, dass wir nach der Ansteckung für mindestens einige Wochen Monate oder auch 1-2 Jahre immun sind.

Warum ist das Virus für Kinder nicht gefährlich?

Dr. Petra Bracht: Das kann man noch nicht sicher sagen, da wir hier noch forschen. Der Virologe Christian Droste von der Berliner Charité geht derzeit von einer Sterblichkeitsrate von 0,3-05% bei Kindern aus. Ich glaube, das hat damit etwas zu tun, dass sie noch nicht komplett von verarbeiteten Lebensmitteln und Co geschädigt sind.

"Nicht mehr rauchen, kein Alkohol, keine Zusatzstoffe, viel Zeit an der frischen Luft verbringen und vollwertig, biologisch kontrollierte pflanzenbasierte Nahrung essen."

Was empfiehlst du allen älteren Mitmenschen?

Dr. Petra Bracht: Jeder, der sich gesund ernährt und regelmäßig Sport gemacht hat, kann auch jenseits der 60 ein starkes Immunsystem haben. Das Verdauungssystem ist für unser Immunsystem mit verantwortlich. Denn es ist zu fast 80% im Darm beherbergt. Schlechte Ernährung sorgt, dafür, dass wir hier anfälliger für Erreger werden. Nicht mehr rauchen, kein Alkohol, keine Zusatzstoffe, viel Zeit an der frischen Luft verbringen und vollwertig, biologisch kontrollierte pflanzenbasierte Nahrung essen. Ich würde mir wünschen, dass Forscher hier Ansätze für Studien in dem Zusammenhang dem SARS-COV-2 suchen und kann mir gut vorstellen, dass sie diese finden.

"Viren gab es in der Evolution immer. Aber das sie für uns Menschen zum Problem wurden ist erst durch die Domestizierung von Tieren aufgetreten."

Wie siehst du die aktuell getroffenen Schutzmaßnahmen?

Dr. Petra Bracht: Mindestens 20 Sekunden Hände waschen, in die Armbeuge niesen, Atemschutzmasken für Risikopatienten oder Berufe, sowie, wenn man größere Gruppen trifft, sind absolut sinnvoll. Atemschutzmasken prinzipiell zu tragen macht mit dem derzeitigen sehr lückenhaften Wissensstand sinn, um andere nicht anzustecken, aber auch sich selbst zu schützen. Darum geht es jetzt.

Es geht jetzt darum, die Ausbreitung zu vermindern, damit die Versorgung und die Auslastung der Kranken in Intensivbetten gewährleistet ist. Was nach derzeitigem Stand wohl gelungen ist. Es geht nicht darum, dieses Virus auszurotten. Das ist leider da und wir müssen damit zurechtkommen. Viren gab es in der Evolution immer. Aber das sie für uns Menschen zum Problem wurden ist erst durch die Domestizierung von Tieren aufgetreten. Infektionskrankheiten oder auch Zoonosen genannt, werden demnächst zu den Zivilisationskrankheiten gezählt werden. Denn heutzutage spielt die Massentierhaltung und nicht nur die Wildtierhaltung eine wesentliche Rolle.

Und jetzt ist ein neuer Virus da, der von einem Tier auf Menschen übergegangen ist. Hierbei ist es wichtig, die Infektionskette zu unterbrechen.

Können uns Nahrungsergänzungsmittel unterstützend helfen?

Dr. Petra Bracht: Wir brauchen eine Basisversorgung der Mikronährstoffe. Gerne auch als Ergänzungsmittel. Ich selbst mache das auch total konsequent, weil ich damit rechne, dass ich diese Infektion bekomme, aber einfach nicht viel davon spüren möchte. Ich nehme zusätzlich zum Intervallfasten täglich ein Multimikronährstoffpräparat,  3 Gramm Vitamin C, 4.000-5.000 internationale Einheiten Vitamin D3, sowie Jod in Form von Algen oder Bio Kelp Kapseln. Gerade bei Jod besteht bei vielen Menschen eine Unterversorgung.

Dennoch: Nahrungsergänzung ist eine Ergänzung zur Nahrung und die Nahrung selbst sollte im Vordergrund stehen! Frisches, kontrolliert biologisch angebautes Obst und Gemüse!

Besonders wichtig sind auch die Hülsenfrüchte, da sie unser Mikrobiom, also die Darmbakterien füttern. Diese füttern nur die Guten – die schlechten nicht. Die Stärke des Immunsystems hängt davon ab, wie stark unser Mikrobiom ist.

Es wird berichtet, dass Impfstoffe in Arbeit sind und diverse Medikamente ansprechen. Weißt du da genaueres dazu?

Dr. Petra Bracht: Ja, tatsächlich. Die Pharmaindustrie und Forschung ist hier gerade mit Hochdruck dran. Die Menschen glauben an Medikamente, weil sie das Vertrauen zu ihrem eigenen, inneren Arzt nicht haben. Es gibt aber noch kein Medikament oder Impfstoff dagegen. Und es gilt auch zu bedenken, dass diese Therapie durchaus auch Nebenwirkungen mit sich bringen kann.

Durch eine bestimmte Ernährungsweise lassen sich viele Krankheiten ursächlich mindern. Ablagerungen in den Gefäßen, Bluthochdruck, Lungen- und Darmerkrankungen und so vieles mehr, lässt sich durch eine rein pflanzliche Ernährung heilen. Die Menschen sind gewohnt, dass sie eine Pille schlucken und ja, dadurch werden kurzzeitig die Symptome betäubt, aber macht euch nichts vor – das sind alles nur Symptom-, und keine Ursachenhandlungen!

Ich weiß, dass diese Lebensänderung nicht so einfach ist. Da musst schließlich du selbst was tun. Aber Du hast keine Nebenwirkungen, die möglicherweise gerade in Anbetracht der Corona-Pandemie noch schädlicher sein können, als sie eh schon sind. Medikamente haben immer Nebenwirkungen. Du solltest genau JETZT anfangen, deine Ernährung umzustellen. Ich beobachte das in meiner Praxis regelmäßig, dass Menschen, die auf eine pflanzliche Ernährung umsteigen, Veränderungen in 8-12 Tagen positive, messbare Veränderungen auf die Gesundheit spüren. 

Besonders die sekundären Pflanzenstoffe sorgen dafür, dass sie nicht nur sich selbst, sondern auch uns bei der Aufnahme gegen Viren schützen.

"Unser Planet erholt sich derzeit in kürzester Zeit. Warum sollen wir das nicht auch tun?"

Mein Appell an euch alle: Probiert es zumindest aus mit einer veganen, biologisch vollwertig pflanzenbasierten Ernährung. Macht es 12 Wochen und beobachtet, wie gut es euch damit geht.

Glaubt mir, dass ist ein Mehrwert für euren gesamten Organismus und hält euch sowohl physisch als auch psychisch top fit! Und zugleich tut Ihr Gutes für unsere wundervolle Erde.

Mit über 120.000 Abonnenten gehört Dr. med. Petra Bracht zu einer der erfolgreichsten Ärztinnen auf YouTube. Auf ihrem Channel klärt sie detailliert über Ernährungsmythen und das Corona-Virus auf.

Neue Bücher von Dr. med. Petra Bracht

Anfang April veröffentlichte die Medizinerin zusammen mit Ihrem Mann und Schmerzspezialisten Roland Liebscher-Bracht und Starkoch Johann Lafer ihr Buch "Essen gege Arthrose". Ihr Werk "Klartext Ernährung", das sie gemeinsam mit Prof. Dr. Claus Leitzmann verfasst hat, erscheint Anfang Mai.

Dr. Petra Bracht online:

Disclaimer: Weder wir noch Dr. Bracht machen hier Gesundheitsversprechen. Fragt unbedingt den Arzt eures Vertrauens, wenn ihr euch krank fühlt.

Fotos / Dr. Petra Bracht: Katharina Werner | Fotos mit Prof. Dr. Claus Leitzmann: Fabian Sprey | Fotos allgemein: Unsplash

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