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Marvin Webb aka Marv ist erfolgreicher DJ und Musikproduzent. Seinen Durchbruch erlebte er mit seinem Remix zum Hit „Wolke 4“ mit Philipp Dittberner. Fortan arbeitetet er an vielen eigenen Werken und Kollaborationen und ist regelmäßig in der deutschen Chart-, Club- & Festivallandschaft wiederzufinden.

Neben der Musik schlägt sein Herz auch für Tierschutz und Veganismus. Im Interview erzählt er uns, wie es dazu kam, wie er sich fühlt, seit er vegan lebt, wie er das Thema in seinen Alltag einbindet und am Schluss verrät er uns noch seine Top 5-Tipps, für alle, die sich vegan ernähren möchten.

Wie kam es dazu, dass du vegan lebst?

Marvin Webb: Dadurch dass meine Frau damals vergetarisch gelebt hat, war man dem Thema natürlich immer nahe. Aber der wirkliche Wendepunkt für mich war, als ich viel in Hamburg beim ChaosCompressorClub zum Musik mixen im Studio war. Dort lassen viele Künstler ihre Musik mixen und mastern. Vorallem viele große Psytrance-Act, unter anderem auch Neelix. Die Jungs vom CCC leben vegan und manchmal kam ich mit ihnen oder auch Neelix auf das Thema. Irgendwie hab ich durch den Austausch gemerkt, dass ich nicht ein einziges Agument für den verzehr von Tierischen Produkten finde. Und sobald man merkt, dass das einzige Agument, dass man selbst hat, der Geschmack ist, kann man das nicht mehr rechtfertigen. Meine Frau war sofort beim Wechsel von vegetarisch auf vegan dabei. Und diesen Schritt zusammen zu gehen, hat wirklich Spaß gemacht.

Welche Auswirkungen hatte die Umstellung zur veganen Ernährung auf dich?

Marvin Webb: Was ich sofort gemerkt habe war der Unterschied nach dem Essen. Man fühlt sich nicht mehr so „vollgestopft“ und „schwer“. Irgendwie geht man leichter durch den Tag, auch weil man kein unterdrücktes schlechtes und schweres Gewissen mehr mit sich rumschleppen muss. Allgemein kann ich sagen, wir sind nie krank, haben keine Kopfschmerzen oder sonstiges. Rund um sind wir fitter und gesünder als früher.

Wie integrierst du die Themen Veganismus, Nachhaltigkeit und Umweltschutz in deinen Alltag?

Marvin Webb: Abgesehen von der Ernährung achtet man plötzlich auch in vielen anderen Bereichen auf Nachhaltigkeit. Es ist ein ständiges Optimieren. Man hat das Gefühl man ist jeden Tag ein kleines bisschen besser als Gestern. Und das ist ein Schönes Gefühl. Wir kaufen inzwischen super viel gebraucht. Egal ob Kleidung, Möbel oder sogar Zimmerpflanzen- früher hatte ich das Gefühl es muss immer alles neu sein damit es gut ist. Aber das ist natürlich völliger Quatsch.

Wir sind Anfang 2020 nach Sao Miguel geflogen und sogar hier hat man die Chance dem Urlaub einen Sinn zu verleihen der anderen Hilft. Wir haben uns als Flugpaten gemeldet und auf dem Rückflug  7 Hunde mitgenommen. Da wir unseren Sohn dabei hatten, der zu dem Zeitpunkt ein halbes Jahr alt war, war das schon eine ganz schön kniffelige Angelegenheit. Ein Hund, da er noch sehr klein war, ist mit uns in der Kabine geflogen. Und ich bin mit einem fremden Hund durch den Sicherheitscheck, hatte schon ein mulmiges Gefühl wie er da reagiert. Am Ende hat es aber keine Umständge gemacht. Wir hatten keinerlei Mehraufwand und natürlich keine Kosten. Alles wird im Vorfeld von der Tierschutzorganisation geklärt. Im Anschluss erhielten wir sogar Fotos der Hunde, vom Zusammentreffen mit Ihren Familien. Das war eine schöne Erfahrung.

Das zeigt, man kann eigentlich immer etwas „gutes“ mit dem schönen Verbinden. Man muss sich nur Gedanken machen.

Gab es im Catering bei deinen Shows immer vegane Optionen oder musstest du dir immer selbst etwas mitbringen?

Marvin Webb: In meinem DJ-Rider steht generell kein Essen. Ich weiß ja vorher nicht ob ich wirklich Hunger habe und dass Essen wegen mir weggeschmissen wird, möchte ich nicht. Außerdem möchte ich nicht in der Bredulie sein, pürfen zu müssen ob es wirklich vegan ist.

Bei großen Festivals gibt es natürlich trotzdem ein Catering, wenn es dort keine anderen veganen Optionen gibt, bleiben einem oft trotzdem z.B. Pommes. Einmal war die einzig vegane Option eine Schüssel saure Gurken- das war natürlich ziemlich mau.

Welche Auswirkungen hast du bei Künstlern in deinem Umfeld im Bezug auf Veganismus und Nachhaltigkeit beobachten können?

Marvin Webb: Wenn ich in Berlin mit Philipp Dittberner im Studio bin, ist es Tradition geworden, dass wir in veganen Restaurants essen gehen, auch wenn er selbst nicht vegan ist. Darüber freue ich mich natürlich. Beim Auflegen ist meist keine Zeit für tiefgründige Gespräche mit meinen DJ Kollegen. Haha

Welchen Wunsch hast du an die Musiklandschaft für die Zeit nach der Pandemie?

Marvin Webb: Ich hoffe wir schaffen es alle durch die Zeit und können danach dort weiter machen, wo wir aufgehört haben. Jede Person egal ob Club-Besitzer, Dj, Lightjocky, Mischer, Barleute oder Veranstalter und viele andere, die ich in dieser Branche kennegelernt habe, war mit Herzblut dabei und es wäre schade auch auf nur einen Verzichten zu müssen. Und wenn ich mir eine zusätzliche Sache wünschen kann, dann dass es auf jedem Festival zumindest einen veganen Burger stand gibt. 🙂

Wie siehst du die Entwicklung in Sachen Nachhaltigkeit und Veganismus allgemein?

Marvin Webb: Sehr Positiv. Jeden Monat kommen neue tolle Produkte auf den Markt die es jedem erleichtern einen Schritt weiter in die pflanzliche Ernährung zu machen. Die, die in der Fleisch- und Milchindustrie nicht umdenken wollen, wehren sich noch dagegen, aber ich glaube die vegane Ernährung ist die Zukunft. An dieser Stelle vielen dank an jede Firma, die bereit ist umzudenken und an neuen veganen Produkten arbeitet.

"Vegan geht man leichter durch den Tag, auch weil man kein unterdrücktes schlechtes und schweres Gewissen mehr mit sich rumschleppen muss."

Was sind deine Top 5-Tipps für alle, die vegan starten möchten?

Marvin Webb:

  1. Sucht euch bei der Umstellung nicht nur neue super fancy Rezepte von denen ihr die Hälfte der Zutaten nicht kennt. Überlegt euch, wie ihr Gerichte, die ihr mögt veganisieren könnt. Das ist meist super easy.
  2. Probiert euch ruhig durch alle Ersatzprodukte. Da gibt es so viele tolle, man muss nur das richtige für einen selbst finden. Jedem schmeckt da etwas anderes. Nehmen wir zum Beispiel Milch. Ich mochte Sojamilch noch nie, deshalb habe ich alle durchprobiert und jetzt ist Hafer mein aboluter Favorit.
  3. Wenn ihr total Lust auf nicht vegane Produkte habt, denkt daran weshalb ihr vegan geworden seit. Dabei hilft auch Tipp 1. Einfach selber machen! Ich hatte zum Beispiel riesen Lust auf Döner, da habe ich jetzt eine mega Alternative. Räuchertofu mit dem Sparschäler schneiden und knusprig in der Pfanne braten.
  4. Geht in ein veganes Restaurant in der nächst größeren Stadt und lasst euch dort bekochen und inspirieren, auch vegane Messen eignen sich super dafür.
  5. Wenn ihr euren Partner, ein Familienmitglied oder ein*en Freund*inn dafür gewinnen könnt, ist das viel Wert. Zusammen ist sowas viel leichter und man kann sich gegenseitig anregen und unterstützen. Habt ihr in eurem Umfeld niemanden, dann sucht online. Ich finde es hilft schon viel einigen guten Veganen blogs zu folgen, um sich inspirieren zu lassen. Auch vegane Meme Gruppen helfen um gleichgesinnte zu finden und man hat noch was zu lachen.

Auf welche neuen Projekte und Musik können wir uns von dir 2021 noch freuen?

Marvin Webb: Ende Mai kommt eine neue Single von mir, ich will noch nicht zu viel verraten, aber ich freue mich sehr über dieses Feature und bin gespannt wie es ankommen wird. Generell werden ab jetzt sehr viel mehr Songs kommen, da ich in diese erzwungenen „Downtime“ viel mehr Leute kennengelernt habe mit denen ich in Zukunft arbeiten werde.

Ich habe mich so ganz ohne Auftritte auch auf andere Projekte gestürzt für die man sonst eher weniger Zeit hat. Ich habe mit einem sehr guten Musiker Kollegen, Stefan Nixdorf, einen Youtubekanal gestartet wo wir Musik für Content Creator veröffentlichen. Egal ob zum Streamen oder für Youtube Videos. Wir releasen jeden Freitag einen neuen Lofi Song. Der Kanal heißt: „Cats In Bed„. Ansonsten erstelle ich momentan noch ein paar Club Edits von alten Songs, die ich dann spielen werde, sobald das wieder möglich ist.

Gibt es noch etwas, das du zum Schluss noch unbedingt loswerden möchtest?

Marvin Webb: Ich möchte mich nur bei allen bedanken, die für die Tiere, den Planeten und ihre Gesundheit vegan sind. Vor allem bei Müttern, die sich anhören müssen, sie würden ihren Kindern schaden oder Männern, denen gesagt wird sie seien unmännlich, weil sie kein Fleisch essen. Ihr seid nicht allein. Jeden Tag kommen neue Produkte auf den Markt und wir werden immer mehr. Von wegen eine einzelne Person kann nichts ändern, wir tuen es. Jeden Tag.

Für alle die noch nicht vegan sind: Aller Anfang ist schwer. Später wird es einfacher die Gewohnheiten zu ändern und es macht viel Spaß neues auszuprobieren.

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Photos: Marv

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