Die geheimen Tricks der Food-Fotografie: Christina Hener verrät, was wirklich zählt!
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Christina Hener hat es geschafft, die Food-Fotografie auf ein völlig neues Level zu heben – und das mit einer Geschichte, die direkt aus dem Leben gegriffen ist. Während einer langweiligen Lockdown-Phase begann alles mit veganen Rezepten, die eigentlich nur für den eigenen Blog gedacht waren. Doch was zunächst als Hobby startete, wurde zu einer Leidenschaft – und später zu einer echten Karriere. Heute ist Christina nicht nur Food-Fotografin, sondern Künstlerin, die mit ihren Bildern Geschichten erzählt, Emotionen weckt und fast schon den Geschmack auf die Linse bringt.
In diesem Interview teilt Christina ihre inspirierende Reise und ihre besten Tricks für perfekte Food-Fotos – egal ob mit einer High-End-Kamera oder einem Smartphone. Du wirst erfahren, warum die richtigen Lichtverhältnisse alles verändern können, welche Fehler Neulinge oft machen und wie man vegane Gerichte so fotografiert, dass sie selbst die härtesten Skeptiker überzeugen.
Wie schafft man es, dass ein Burger saftig aussieht? Welche Apps und Tools sorgen für den perfekten Look? Und was sind die angesagtesten Trends in der Food-Fotografie? Christina gibt ehrliche Einblicke, räumt mit Mythen auf und zeigt, dass Food-Fotografie weit mehr ist, als „mal eben ein Foto machen.“
Ob du selbst Food-Blogger:in bist, deine Skills verbessern willst oder einfach neugierig auf die Welt hinter den Kulissen bist – dieses Interview steckt voller Inspiration, praktischer Tipps und einer großen Portion Kreativität. Bereit, dein Wissen aufzupeppen? Dann lies weiter und tauche ein in die farbenfrohe, spannende und überraschend herausfordernde Welt der Food-Fotografie!
Hallo Christina, wie bist du zur Food-Fotografie gekommen und was fasziniert dich daran?
Während meiner ersten Schwangerschaft war ich aufgrund eines Beschäftigungsverbots und des ersten Lockdowns gelangweilt und verbrachte viel Zeit mit Kochen – immer vegan. Dabei begann ich, Rezepte zu entwickeln und aufzuschreiben, mit dem festen Vorsatz, sie eines Tages zu veröffentlichen. Der erste Versuch, die Rezepte online zu stellen, scheiterte damals an meinen Fotografie-Versuchen, die miserabel waren. Ein paar Jahre und zwei Kinder später habe ich mich wegen des Mangels an veganen Kinderrezepten dazu angetrieben gefühlt, eigene zu veröffentlichen. Aber diesmal mit schöneren Fotos. Und da habe ich die Welt der Food-Fotografie für mich entdeckt – und es war Liebe auf den ersten Blick.
Mich fasziniert vor allem der künstlerische Aspekt der Food-Fotografie. Mit einem guten Food-Foto kann man allein durch die Augen die Geschmacksknospen der Zuschauer erreichen. Essen ist eine multisensorische Erfahrung – und das ist Food-Fotografie auch. Man zeigt dem Zuschauer, wie man das Gericht interpretiert, man vermittelt eine Stimmung, erzählt eine Geschichte und weckt Erinnerungen und Emotionen. In meinem Beruf kommt alles zusammen, was mich begeistert.
Was sind die häufigsten Mythen über Food-Fotografie, die du gerne aufklären würdest?
Im Kontext meines Foodblogs habe ich gemerkt, dass viele denken, man schießt mal schnell ein Foto, bevor man sich mit seiner Familie an den Tisch setzt. Oder dass das Foto mal eben nebenbei entsteht. Das ist nicht der Fall. Man fotografiert nicht beim Essen. Man macht im Vorhinein ein Konzept, baut ein Set auf, kocht extra für das Shooting, macht ein yummy Food Styling und spielt mit Licht und Komposition. Nichts daran ist Zufall, nicht der kleinste Krümel.
Außerdem wird mir oft die Frage gestellt, wie viel von meinem geshooteten Food noch essbar sei. Die Mythen von Haarspray und Motoröl halten sich hartnäckig. Das ist bei sehr großen Produktionen von bekannten Fast-Food-Ketten sicherlich auch heute noch der Fall, doch bei mir war bis jetzt alles 100 % essbar. Man darf nur nicht vergessen, die Zahnstocher aus dem Burger zu holen, die ihn zusammenhalten, bevor man reinbeißt.
Welche Kamera, Objektive hast du und Kameraeinstellungen nutzt du am häufigsten, um perfekte Food-Fotos zu schießen?
Ich besitze die Kamera Canon EOS R6, plane aber, auf die R5 umzusteigen. Hauptsächlich arbeite ich mit meinen zwei Makro-Objektiven: dem 100 mm und dem 85 mm. Für Topshots verwende ich auch gerne das 24-105 mm Zoom-Objektiv. Wie viele Food-Fotografen habe ich aber auch ein 50 mm Objektiv, das ich jedoch nicht benutze, da ich finde, dass es sich nicht besonders gut für die Food-Fotografie eignet. Ich fotografiere ausschließlich im manuellen Modus und im RAW-Format.
Reicht auch ein Smartphone dafür? Hast du Tipps für Smartphone-Fotografen, die bessere Food-Fotos machen möchten?
Man kann natürlich auch mit Smartphones schöne Food Fotos machen. Das würde zwar nicht dafür reichen, um mit der Food Fotografie professionell Geld zu verdienen, aber für den Blog oder Social Media ist das völlig in Ordnung.
Hier meine top Tipps für gute Fotos mit dem Smartphone:
- In modernen Smartphones sind meist drei Kameras eingebaut. Nutze sie anstatt zu zoomen. Wenn du nah fotografieren möchtest, verwende die Teleobjektivkamera, die als „2“ gekennzeichnet ist. Um eine größere Tischszene einzufangen, greife auf das Weit- oder Ultraweitwinkelobjektiv zurück(1 und 0,5).
- Versuche, nur mit Tageslicht zu fotografieren. Stelle deinen Tisch oder das Set nah ans Fenster, sodass das Licht von der Seite oder von hinten auf den Teller fällt. Deckenlicht oder andere Innenleuchten würde ich grundsätzlich vermeiden, da sie kein schönes Licht und keine schöne Farbgebung erzeugen.
- Halte das Handy parallel zum Set und nicht schräg, da es bei Smartphones sonst zu Verzerrungen des Bildes kommen kann. Das bedeutet, du fotografierst entweder im Topshot, d.h. aus der Vogelperspektive, oder im 90° Winkel zum Tisch – bei beispielsweise Flaschen, einem Pancake-Stapel oder einem Burger.
- Bearbeite deine Fotos oder benutze gute Presets. Das holt so viel aus den Bildern heraus! Ich kann dafür Adobe Lightroom empfehlen, das ist für das Handy sogar kostenlos. Oder investiere einmalig in Presets, so haben deine Bilder im Feed auch einen einheitlichen Look.
Wie viel Bearbeitung ist bei deinen Fotos nötig und wie viel Zeit geht für ein Foto im Durchschnitt drauf?
Ich bearbeite meine Fotos sehr gründlich und intensiv. Ich hole mit der Bildbearbeitung alles aus dem Foto raus, was geht. Zeitlich ist das sehr schwer einzuschätzen, weil jedes Foto anders ist. Manchmal sitze ich 2 Stunden an einem einzigen Foto. Vor allem Produktfotos brauchen eine intensive Retusche. Manchmal dauert es auch nur 10 Minuten. Ich bearbeite meine Fotos am Rechner mit Adobe Lightroom und für die Retusche verwende ich Photoshop.
Gibt es besondere Tricks, um vegane Gerichte besonders appetitlich auf Bildern wirken zu lassen? Gibt es da einen Unterschied zu nicht-veganen Gerichten?
Vegane Fleischersatzprodukte pinsle ich gerne mit etwas Öl oder Wasser ein, um zu verhindern, dass sie trocken wirken – aber vorsichtig dosiert, damit sie nicht matschig erscheinen. Veganen Mozzarella oder Feta zerbröckle ich gerne mit den Fingern, da sie geschnitten nicht viel Textur enthalten. Veganer Feta schmilzt schnell dahin, wenn man ihn erwärmt. Deswegen wird er bei mir nie erwärmt, lediglich heiß angeföhnt. Jedes Lebensmittel erfordert somit seine eigenen Tricks, und bei veganen Produkten variieren diese oft je nach Hersteller. Denn jeder vegane Käse schmilzt völlig anders. Ich kenne mittlerweile die meisten veganen Produkte und weiß, wie sie sich beim Food Styling verhalten.
Bei nicht veganen Gerichten ist das anders, Käse ist Käse und Huhn ist Huhn. Da kann man sich in der Regel auf gewohnte Konsistenz und Zubereitungsart verlassen. Deswegen macht es Sinn, für vegane Produkte Food Fotografen zu engagieren, die auch darauf spezialisiert sind.
Welche Kameras und Objektive empfiehlst du für Anfänger in der Food-Fotografie?
Ich würde bei einem knappen Budget die Canon Eos 6D II empfehlen. Eine etwas ältere aber sehr gute Kamera. Für das erste Objektiv würde ich das 24-105 mm Zoom-Objektiv wählen. Als zweites Objektiv unbedingt das 100 mm Objektiv, das ist wirklich das beste, reicht alleine aber nicht aus. Man kann Kamera und Objektive sehr gut gebraucht kaufen. Ganz wichtig: Nicht privat, sondern bei einem Händler kaufen, der eine Garantie bietet. Ich habe gute Erfahrungen mit Calumet gemacht.
Gibt es ein bestimmtes Tageslicht, das du bevorzugst, um Food zu fotografieren?
Um das beste Tageslicht zu finden, muss man das richtige Fenster finden. Es ist nicht unbedingt das Größte. Wenn man es gefunden hat, sollte man alle anderen Fenster im Zimmer abdunkeln, denn wir wollen Licht nur aus einer einzigen Quelle haben. Wenn das Fenster sehr breit ist, kann man die Lichtquelle schmälern, mit einer Gardine oder einem großen schwarzen Foamboard. Je schmaler die Spalte, durch die das Licht kommt, desto mehr moody wirkt das Bild. Man muss sich ausprobieren und das Wetter checken.
Wie bereitest du die Gerichte für ein Fotoshooting vor, damit sie perfekt aussehen?
Food Styling fängt bereits beim Kochen an. Man kocht das Gericht nicht genau so, wie man es für den besten Geschmack kochen würde. Man kocht alles sehr bissfest. Grünes Gemüse zum Beispiel blanchiere ich lediglich für eine Minute – so sieht es nicht roh aus, behält aber noch die grüne Farbe. Beim Anrichten darf es nicht zu perfekt aussehen, das wirkt unauthentisch. Wenn ich 2 Teller habe, style ich eins gerne etwas anders, damit sie nicht wie Zwillinge aussehen. Es muss also den richtigen Grad an Ästhetik und Unvollkommenheit haben, dann ist es perfekt.
Welche Trends siehst du aktuell in der Food-Fotografie?
Der Food Pop Art-Stil, auch bekannt als „Light & Bright“, ist ein Megatrend, der ursprünglich aus den USA stammt und nun auch in Deutschland immer mehr an Beliebtheit gewinnt. Man sieht ihn auch sehr oft in der Produktfotografie. Der Stil ist farbenfroh und auffällig und zeichnet sich durch klare, einfarbige Hintergründe, Colour Blocking, direktes Licht und minimalistische Bildkompositionen aus. Perfekt geeignet für hippe, innovative Marken mit einer jungen Zielgruppe.
Hände im Bild sind auch total angesagt. Man sieht einen großen, gedeckten Tisch und von allen Seiten greifen Hände nach dem Food – das ist gerade absolut im Trend. Oder man sieht den ganzen Oberkörper als Hintergrund, sitzend am Tisch oder stehend mit einem Teller in der Hand. Das sorgt für ein starkes Storytelling.
Aktuell geht der Trend zudem in Richtung leicht „messy“ – ein kontrolliertes Durcheinander. Frisches Grünzeug liegt locker auf dem Tisch verstreut, ein Stück Brot ist vom Teller gefallen oder man hat daneben gekrümelt. Dabei erfordert es jedoch viel Geschick, das richtige Maß zu finden. Es darf auch nicht zu chaotisch wirken – eine echte Gratwanderung.
Was ist der wichtigste Aspekt eines gelungenen Food-Fotos aus deiner Sicht?
Die drei wichtigsten Aspekten für ein gutes Food Foto sind:
sorgfältige Vorbereitung, gute Lichtsetzung und eine mutige, aber gezielte Bildbearbeitung. Überlege dir im Vorhinein genau, was du fotografieren möchtest. Probiere Requisiten und Farben aus, mache Moodboards und Skizzen. Je besser die Vorbereitung, desto wahrscheinlicher hat man am Ende ein gelungenes Bild.
Gutes Licht ist das A und O. Das unterscheidet einen guten Fotografen von einem mittelmäßigen. Das Licht ist mehr als nur der richtige Grad an Helligkeit und wird von den meisten unterschätzt. Man muss lernen es zu formen und zu lenken. Mit der Bildbearbeitung ist es ähnlich wie mit dem Licht – sehr unterschätzt und enorm wichtig. Die meisten bearbeiten ihre Fotos nicht ausreichend und könnten ruhig etwas mutiger sein.
Was können wir in Zukunft noch alles von dir erwarten?
Zurzeit habe ich große Freude an der Produktfotografie (von Lebensmittel-Produkten) und erweitere mein Portfolio aktuell in diesem Bereich. Es wird in Zukunft noch mehr von mir im Food Pop Art Stil zu sehen geben. Es macht mir einfach unglaublich viel Spaß in dem Stil zu fotografieren und außerdem werde ich oft dafür angefragt.
Darüber hinaus beschäftige ich mich intensiv mit Marketing und visuellem Trendscouting, da ich diese Themen sehr spannend finde und ich meine Kunden noch gezielter darin beraten möchte. Viele sind sich nämlich unsicher, welche Bildsprache zu ihrer Marke passt und genau das vermittelt, was sie mit ihren Fotos ausdrücken wollen. Und wenn ich mich mit einem Thema beschäftige, das mich interessiert, tauche ich immer sehr tief in das Themenfeld ein und habe den Anspruch, darin Expertin zu werden.
Fotos: Christina Hener
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Yannick
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