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Ein Tierheim für Affen? Das gibt es in Spanien. Wir machten uns auf den Weg zu Fundació MONA, um uns vor Ort selbst einen Eindruck vom Rehabilitationszentrum für gerettete Primaten zu machen.

Die Einrichtung liegt in der Nähe von Barcelona und ist für die Öffentlichkeit nicht frei zugänglich, um „Zoo-Tourismus“ zu vermeiden und zielgruppenorientierter zu arbeiten.

Ein großer Fokus wird auf Aufklärungsarbeit gelegt. So können zum Beispiel angemeldete Schulklassen, Studenten und Interessierte etwas über das Leben der faszinierenden Tiere lernen.

Was MONA genau ist, was dort passiert und wie ihr den Tieren helfen könnt, erklärt Co-Leiter Dietmar Crailsheim im Interview mit This is vegan.

Hallo Dietmar, bitte stell dich kurz vor, was du für MONA machst und erkläre uns, was MONA genau ist.

Dietmar Crailsheim: Momentan bin ich hauptsächlich im wissenschaftlichen Departement und mit Wellfare Monitoring beschäftigt. Aber ich war die letzten 10 Jahre als Co Chef Tierpfleger und Co Zentrums Leiter in MONA tätig und habe daher in mehr oder weniger allen Arbeitsbereichen gearbeitet.

Ich bin 2007 erst als freiwilliger Mitarbeiter zum Team dazu gestoßen und hatte dann das Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein um Teil des permanenten Teams zu werden.

Ich habe im Vorfeld erst Umweltwissenschaften studiert, danach einen Primatologie Master gemacht und bin zurzeit dabei mein Doktorrat zu schreiben.



Was unterscheidet euch von anderen Tierrettungs-Zentren?


Dietmar Crailsheim: Unser Rettungszentrum soll ein erster Schritt, für die Tiere, für eine glücklichere Zukunft sein und dazu dienen, zu verhindern, dass mehr und mehr Tiere in dieselbe tragische Situation kommen.


Ich glaube alle Rettungszentren haben etwas Spezielles an sich. Sei es durch eine besondere Bauweise, die Arbeitsweise oder schlicht und einfach durch die tierischen Bewohner und ihren Lebensgeschichten. MONA an sich ist einerseits etwas besonders wegen den Tieren und ihrer unglaublichen Rehabilitierung. Aber auch wegen der Arbeitsweise und dem Team, welches international bunt gemischt ist (es gibt meist mehr ausländische als nationale Mitarbeiter*Innen).

Ganz wichtig ist es allerdings zu verstehen, dass MONA nicht nur versucht eines der vielen Probleme, die diese Tiere in Gefangenschaft, als auch in ihrem natürlichen Lebensraum betrifft, zu lösen, sondern gleich an mehreren Fronten arbeitet. Die Rettung von misshandelten und illegal gehaltenen Tieren, ihre Integration und guter Haltung hier in MONA liegt uns natürlich sehr am Herzen. Allerdings verstehen wir auch, dass dies nur einer kleinen Anzahl an Primaten hilft. Daher versuchen wir unser Bestes, unsere Arbeit und die Geschichten der geretteten Tiere dafür einzusetzen, der Welt das Problem zu erklären und die Massen zu bewegen. Ein jeder der uns besucht oder in irgendeiner Weise etwas von uns und unseren Tieren gelernt hat, wird ein potenzieller Botschafter*In für unsere Mission und kann sein neu erhaltenes Wissen verbreiten. Das große Problem für diese Tier ist nämlich unsere Ignoranz und unser Desinteresse an ihrem Leid (oftmals für unser Vergnügen).

Abgesehen davon glauben wir auch daran, dass es wichtig ist, professionelle Bildung anzubieten und unsere Erfahrungen zu teilen, sei es als Tierpfleger*Innen oder als Wissenschaftler*Innen. Sei es, um sich direkt um die Tiere möglichst gut kümmern zu können oder Wissen zu verbreiten. Daher teilen wir unser Wissen und unsere Erfahrung gerne mit Studenten*Innen, Praktikanten*Innen, freiwilligen Mitarbeitern*Innen, Pflegern*Innen von anderen Institutionen und bieten auch Kurse und sogar einen Master in Primatologie an.



Wie viele Tiere leben bei euch und woher kommen diese?


Dietmar Crailsheim: Zur Zeit leben 14 Schimpansen in 2 getrennten Gruppen
und 4 Berberaffen in unserem Zentrum. Ihre Geschichten und Herkunftsorte sind sehr unterschiedlich und von einigen wissen wir auch nicht genau inwieweit die Information die wir erhalten haben korrekt ist. Einige sind in der freien Wildbahn geboren und andere wurden gezüchtet und verkauft. Einige wurden als Haustiere gehalten, waren Teil einer privaten Tierkollektion, lebten in Zoos, arbeiteten in einem Zirkus oder wurden gehalten um für Medien oder Events vermietet zu werden. Viele von ihnen sind illegal gehalten worden aber wie haben auch ein paar Tiere mit offiziellen Papieren.

Welches Schicksal hat dich am meisten bewegt?


Dietmar Crailsheim: Das ist wirklich schwierig zu sagen, aber ich würde fast meinen das Nico wahrscheinlich eines der beeindruckendsten Tiere ist. Er hat eine unglaubliche Willenskraft und Lust zu leben und sein Leben auch zu geniessen.

Er kam von einem Züchter, hatte aber das Glück sehr jung von MONA gerettet zu werden. Abgesehen von seiner traumatischen Herkunft, der sehr frühen Trennung von seiner Mutter und vielem anderen, dass er erleiden musste, hat er auch noch das Pech eines genetischen Defekts der ihn körperlich stark beeinträchtigt. Wir mussten mehrfach operieren, sowohl am Gehirn, als auch an seinen Gliedern. Wir waren recht sicher, dass er jung sterben würde, aber er hat uns bewiesen, dass mit der richtigen Einstellung viel mehr möglich ist, als man sich im Vorhinein vorstellen kann.

Wie bringt ihr speziell Kinder das Thema Artenschutz näher?


Dietmar Crailsheim: Für Kinder bieten wir  Besuche mit einem Workshop an, in denen sie unserem Tierpflegerteam zur Hand gehen und etwas Leckeres und Spannendes für die Schimpansen basteln können.

Abgesehen davon, versuchen wir Schulgruppen einzuladen uns zu besuchen. Je nach Alter verwenden wir dann Spiele, Rollenspiele und Vorträge dazu ihr Interesse zu wecken. So wollen wir sie dazu zu motivieren, Teil der Lösung und nicht des Problems zu werden.



Was war dein persönlich schönstes Erlebnis, dass du mit den Affen hattest?


Dietmar Crailsheim: Da habe ich eine lange Liste… Aber ich glaube, eines der schönsten und beeindruckendsten Erlebnisse war die simple Unterstützung zweier Schimpansen untereinander.

Victor ist ein sehr emotionaler und traumatisierter Schimpanse. Er traute sich monatelang nicht einen Fuß in die großen grünen Augengehege zu setzen. Wir haben alles versucht. Wir haben ihm all die Zeit und Geduld gegeben, die ein traumatisiertes Tier braucht, um die ersten Schritte der Besserung zu machen. Schlussendlich war es allerdings Tico, ein anderes normalerweise sehr unsoziales Schimpansenmännchen, der plötzliche einfach entschieden hat (und das nach mehreren Monaten), Victor an der Hand zu nehmen und sanft und langsam in das Außengehege zu ziehen. Das war ein riesen Schritt für Victor und einer der ersten Schritte vorwärts für ein besseres Leben. Tico hatte in 10 Sekunden geschafft etwas zu erreichen, was wir in mehreren Monaten nicht hinbekommen haben.



Woher kommen eure Besucher und welche Erfahrungen hast du mit ihnen gemacht?

Dietmar Crailsheim: Die meisten Besucher kommen aus der Umgebung, Großteils aus Barcelona selbst. In den ersten Jahren seid der Gründung von MONA kamen hauptsächliche Besucher die bereits ein gewisses Verständnis für die Tiere und deren Situation hatten. Mit der Zeit hat sich aber unser Publikum etwas verändert (teils auch weil wir das wollten).

Dietmar Crailsheim: Es ist zwar toll, sich mit anderen austauschen zu können, die eine ähnliche Philosophie haben, allerdings hilft das den Tieren an sich natürlich weniger. Was wir versuchen und mittlerweile auch schaffen, ist es generell Leute einzuladen, die bis jetzt vielleicht nie über die Schwierigkeiten dieser Tiere nachgedacht haben. Leute, die nichts von illegalem Tierhandel wussten oder sogar schon immer einmal einen Affen als Haustier haben wollten. Das ist unsere Zielgruppe, aber ein jeder ist willkommen.



Welche Unterstützung bekommt ihr vom Staat und welche Steine werden euch in den Weg gelegt?


Dietmar Crailsheim: Staatliche Unterstützung gibt es wenig bis gar nicht, um ehrlich zu sein. Aber wir sind in der Lage unsere Arbeit, dank vieler kleiner Spenden zu leisten. Dank der Leute, die uns besuchen oder uns aus der Ferne unterstützen. Die unsere Schimpansen adoptieren oder ganz spezielle Projekte finanziell unterstützen wollen.


Die rechtliche Lage und die Gesetze sind oftmals eher hinderlich als nützlich. Wir spielen natürlich nach den Spielregeln, aber jemand der illegal handelt nicht. Als private Organisation haben wir nicht mehr Macht oder Rechte, als eine einzelne private Person, die einem Tier helfen will. Das ist oftmals sehr frustrierend. Vorallem, wenn man genau weiß, dass es da ein Tier gibt, dem es schlecht geht, man allerdings dank der gesetzlichen Limitierungen nichts machen kann um zu helfen.



Was ist in Zukunft noch geplant und wie viel Geld benötigt ihr, um dieses Vorhaben zu realisieren?


Dietmar Crailsheim: Vieles ist geplant, viel Arbeit liegt noch vor uns.

Viele Schimpansen, Berberaffen und andere Spezies müssen noch gerettet werden. Wir wollen und müssen noch viel mehr Leute mit unserer Nachricht erreichen und viel mehr junge Leute ausbilden. All das hoffen wir zu schaffen nachdem wir unser Zentrum umgesiedelt haben.

Dies ist nämlich in der näheren Zukunft nötig, um wachsen zu können. Und wiederrum nötig, um mehr Tiere aufnehmen und den bereits hier Lebenden, mehr Lebensqualität bieten zu können.Wir haben noch viel Planung und Vorbereitungsarbeit vor uns, bis wir das neue Rettungszentrum fertig haben werden. Aber vor allem müssen wir noch die nötige Finanzierung auftreiben und das ist kein leichtes Unterfangen. Umso mehr finanzielle Mittel wir auftreiben können, umso mehr Tieren werden wir helfen können.

Wie kann man eure Arbeit unterstützen?

Dietmar Crailsheim: Grob gesagt gibt es 3 Dinge zu machen, um unsere Arbeit zu unterstützen:


1) Nichts kaufen und nirgends mitmachen, bei dem Tiere generell, in unserem Fall besonders Primaten, darunter leiden müssen. Beispiele dafür wären, keine Filme zu kaufen, in dem echte Tiere auftreten mussten oder Besuche in Zoos und Zirkussen.


2) Uns natürlich besuchen, um zu lernen oder aus der Ferne unsere Nachrichten lesen. Unsere Nachrichten mit Freunden und Bekannten teilen, sprich ein Botschafter der Primaten werden.


3) Finanziell Unterstützen: Einerseits helfen die Spenden laufenden Kosten des Rettungszentrums zu tragen, als auch die notwendigen Kosten des neuen Zentrums zu decken. Dies kann durch Einzelspenden geschehen oder durch periodische Spenden (Adoptieren eines Schimpansen)

Mehr dazu:

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Fotos: Saskia Seidel

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