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Wie sieht die Zukunft der veganen Fleischalternativen aus? Wenn jemand diese Frage beantworten kann, dann ist das Timo Recker. Er selbst ist in einer Fleischerfamilie aufgewachsen und hat unter anderem das Start-Up „LikeMeat“ gegründet. Heute stellt er uns sein neuestes Start-Up vor. „TiNDLE“ heißt es. TiNDLE macht Fleischersatz, der so authentisch schmeckt, dass selbst eingefleischte Fans keinen Unterschied schmecken. Um genauer zu sein – Hähnchen-Imitat. Selbst Promis wie Paul McCartney investieren in seine Food Start-Ups und vertrauen ihm.

Im Interview und im Podcast verrät Timo Recker, warum er die Startups gegründet hat, wie es mit der Welt des Fleischersatzes weitergeht und warum er Steuerbefreiungen und ein Kickback-System für vegane Produkte für sinnvoll hält. On top gibt er gibt seine Tipps an die Gründer in der Food Start-Up-Szene, die es selbst in die Supermarktregale schaffen möchten. Zudem sprechen wir darüber, was seine Wünsche an die deutsche Politik sind, wie seine perfekte Welt aussieht und wie er sich die Zukunft vorstellt. 

Hier findet ihr einige Ausschnitte aus dem Podcast – das ausführliche Interview gibt es aber nur hier im Podcast.

Das erfährst du im Podcast mit Timo Recker:

Was ist TiNDLE?

TiNDLE ist ein leckeres und einfach zuzubereitendes Hähnchen, das komplett vegan ist und die Aufmerksamkeit von Profi- und Hobbyköchen auf der ganzen Welt auf sich gezogen hat. TiNDLE bietet den unverwechselbaren Geschmack und die Textur von herkömmlichen Hähnchenfleisch, aber rein pflanzlich. Zudem wird es mit Zutaten ohne Gentechnik hergestellt. Es weist eine große Ähnlichkeiten zu herkömmlichem Hähnchenfleisch auf – dank Lipi™, der firmeneigenen Emulsion aus veganen Inhaltsstoffen, die das Aroma, die Kochfähigkeit und die schmackhaften Eigenschaften von Hähnchenfett widerspiegelt.

Timo Recker - der TiNDLE & LikeMeat-Gründer im Interview

Den neuen PLANTBASED Podcast mit Timo Recker kannst du jetzt auf Spotify, Apple Podcasts, YouTube und Podigee hören. 

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Timo, für alle, die Dich noch nicht kennen: Stell Dich gerne kurz selbst vor.

Timo Recker: Hi, ich bin Timo, passionierter Unternehmer, Foodie und auch rennsport begeistert. Ich komme aus Deutschland und wohne jetzt in der Welt. Mit einem tollen Team stelle ich leckere, nachhaltige Produkte her. TiNDLE – Chicken made from plants kommt jetzt auch endlich nach Deutschland. Das ist eine lange Reise und wir sind alle eifrig dabei, tolle Produkte rein pflanzlicher Natur auf den Markt zu bringen.

Da seid ihr auf jeden Fall dabei. Du hast echt eine spannende Reise in Sachen Unternehmertum hinter dir, kommst aber ursprünglich aus der Fleischbranche. Wie kam es dazu, dass du nun vegane Produkte auf den Markt bringst?

Timo Recker: Ja, stimmt! Das ist in der Tat, weil früher – 2010/2011, als ich mit der Reise gestartet bin – war das noch gar kein Hype, da war das noch kein großer Trend. Ich bin in der Tat auch wirklich nur dank unseres Familienunternehmens dazu gekommen, mich damit überhaupt zu beschäftigen und damals mit „LikeMeat“ als erstes Unternehmen zu starten. Ausschlaggebend waren mein Vater, meine Mutter, unser Familienunternehmen und mein Opa, der ganz früher in den 50ern den Grundstein gelegt hat dafür, das Unternehmertum. Die haben mich da rangeführt. Und dann auch das Schweineschnitzel. Das war natürlich das Produkt, das in Deutschland ziemlich groß war und unser Unternehmen, nachdem wir, bzw. mein Vater, eine größere Produktion aufgebaut haben, ist dann so ein bisschen in Schwierigkeiten gekommen und dann war wirklich der Zeitpunkt da, wo ich der Familie quasi etwas zurückgeben konnte nach meinem Studium. Da bin ich wieder nach Hause gegangen, wo ich eigentlich nicht unbedingt hinwollte, zurück nach Wetschen, ein kleines Dörfchen in Norddeutschland und hab der Familie dann geholfen, das Unternehmen wieder in Fahrt zu bringen oder einfach mitzuhelfen, das wirklich wieder profitabel aufzubauen, das Geschäft. Das war mein Einstieg und da habe ich aber einfach gemerkt: Ok, was ist die Zukunft? Die Zukunft ist nicht Fleisch, die Zukunft ist plantbased. Und das war wirklich der Eintritt.

Welche Rolle spielt vegane Ernährung aktuell in deinem Leben?

Timo Recker: Mittlerweile lebe ich komplett vegan. Natürlich bin bzw. war ich ein Fleischliebhaber. Ich will immer noch sagen, dass ich Fleischliebhaber bin, weil ich liebe unsere Produkte und die sind ja wahnsinnig fleischig. Jetzt gerade haben wir wahnsinnig gutes veganes Chicken rausgebracht. Ich war eigentlich immer auf der gesunden Schiene. Für mich war das jetzt nicht der super Fokus auf Fleisch, sondern eigentlich ausgewogene Ernährung, gesunde Ernährung. Und ich war noch nicht so viel, damals 2010, 2008, als ich noch studiert habe, war vegan bzw. vegetarisch jetzt nicht so ein großes Thema. Und dann habe ich mit meinem Vater aber in London vegetarisches Schnitzel auf der Karte gesehen und das war damals so: „Wie, vegetarisches Schnitzel?“

„Ok, Schnitzel ist super, aber es muss ja gar nicht vom Schwein sein.“

Und das haben wir gegessen, es war lecker und das hat mich nicht losgelassen. Das war richtig gut und das war rein pflanzlich. Und dann, als ich nach Hause gegangen bin, um mit dem Unternehmen quasi mitzuwirken und mitzuhelfen, ist mir diese Situation auch wieder ganz präsent bzw. hat mir einfach geholfen, die Idee zu entwickeln: „Ok, Schnitzel ist super, aber es muss ja gar nicht vom Schwein sein.“ 

Und das einfach auch weiter zu denken, aber gleichzeitig wirklich wie ein Fleischliebhaber drauf zu schauen. Das Produkt sollte kein typisches Veggie-Produkt sein, weil die damaligen Veggie-Produkte so ein bisschen mehlig waren – ein zusammengedrückter Brei. 

Also das war jetzt nicht so richtig etwas, was den Fleischliebhaber in Sachen Genuss befriedigt hätte. Das war der Ansatz, wirklich rein pflanzliche Produkte zu machen, die Fleischliebhabern auch schmecken.

Und das habt ihr auch geschafft! Ich hab TiNDLE erst letzte Woche probiert, auf der OMR in Hamburg. Es schmeckt extrem authentisch. Timo, wie schafft ihr das?

Timo Recker: Dankeschön, das freut uns! So sollte es auch sein. Es haben natürlich sehr viele Leute sehr lange daran gearbeitet, aber es geht und schmeckt wie das Original. Runtergebrochen ist es Textur, Geschmack und Vielseitigkeit. Also einmal ist es eine Faser, wo man richtig toll diesen guten Biss hat und eine Saftigkeit. Für das echte Hähnchen-Erlebnis kommt hinzu: Geruch und Geschmack. Und dann eine Vielseitigkeit, weil Hähnchen kann man ja in so vielen verschiedenen Gerichten essen. Es ist sehr breit gefächert. Hähnchen ist auch das am schnellsten wachsende Protein, das meistgegessene, das günstigste. Es ist einfach das Protein, wo alle unabhängig von Religionen essen. Weiter weg vom roten Fleisch, mehr zum helleren: zum Hähnchen. Und wir haben da eine Textur entwickelt. Das bedeutet es gibt verschiedene Technologien, mit denen man richtig schöne, lange Fasern kreieren kann. Es ist ein Prozess, wie man vielleicht auch Pizzateig macht. Es ist einfach ein Knetprozess. Druck, Hitze und Scherkräfte. Dann entwickeln sich so lange Fasern. Und das ist ein Grundbaustein für diesen Hähnchenbiss, diese Textur. Dann haben wir eine Emulsion entwickelt, das ist ein rein pflanzliches Hühnerfett. Wenn man Hähnchenbrust isst – also ich geh jetzt hier richtig ins Detail – dann ist sie nahezu geschmacksfrei. 

„Die Produkte, die schon draußen sind, gesund, nachhaltig und gut für den Planeten zu machen und zu platzieren – das ist das Ziel.“

Hier haben wir auch eine Emulsion entwickelt, wo wir ein rein pflanzliches Hühnerfett entwickelt haben. Und das hat wirklich diesen Geruch und diesen Geschmack vom echtem Hühnchen. Und das, dann zusammen mit der Textur, können wir dann verschiedene Formen geben. Dann haben wir quasi, ähnlich wie ein 3D-Drucker, verschiedene Hähnchenformen oder Modulen kreiert und können dadurch wirklich Chicken Wings machen, Chicken Nuggets, Schnitzel, das wirklich so aussieht wie es aus einem gewachsenem Stück Fleisch ist. Also nicht so industriell. Also ich glaube, es ist ganz wichtig, dass die Produkte authentisch sind und dann auch sauber. Unsere Produkte haben nur 6 Inhaltsstoffe. Also man hat einfach ein sauberes Produkt, das sehr nah am Original ist. Im Endeffekt können wir das bei Schnitzel und Bratwurst und Döner und das wollen wir im Endeffekt auch, weil die Menschheit umzuerziehen und neue Produkte einzuführen ist, glaube ich, schwierig. Von daher einfach die Produkte, die schon draußen sind, gesund, nachhaltig und gut für den Planeten zu machen und zu platzieren – das ist das Ziel.

Jetzt den kompletten Podcast auf YouTube hören:

Ich kenne das von vielen Startups bei mir im Freundeskreis, die versuchen, in großen Supermärkten gelistet zu werden und daran verzeifeln. Du hast sowohl mit LikeMeat, als auch mit TiNDLE schon relativ schnell weltweit geschafft. Wie hast du es geschafft und hast du Tipps für Startups, die noch ganz am Anfang stehen?

Timo Recker: Es ist definitiv nicht einfach. Man muss hartnäckig sein und wirklich oft anrufen. Da gibt es zu viele Produkte und so viele Unternehmen, die Produkte anbieten und da eine echte Innovation zu liefern, war nicht einfach. Da muss man auch Gehör finden, vor allem wenn man neu auf den Markt kommt und noch keine Historie hat, also kein alt eingewachsenes, etabliertes Unternehmen ist, wo man sagt: „Ok, die können liefern, die machen das seit 50 Jahren.“. Da muss man wirklich eine Beziehung aufbauen mit dem Handel. Das ist ganz wichtig. Alles fängt aber an mit einem guten Produkt. Auch bei Like Meat war es eigentlich so, da hatten wir ja wirklich ganz wenig Mittel, da gab es noch kein Venture-Kapital. Wir haben auch eine Produktion aufgebaut und sehr viel Geld ist da reingeflossen. Wir haben LikeMeat damals eigentlich erfolgreich gemacht durch beste Qualität zum guten Preis und mit einer guten Markenpositionierung. Wir waren früher so ein bisschen die ersten. Rügenwalder ist im Prinzip zeitgleich gestartet, die haben den Markt auch geöffnet. Die haben wirklich viel bewegt und bewegen heute noch viel als Marktführer. 

LikeMeat ist ja auch vorne mit dabei, das ist total toll zu sehen, wie sich das entwickelt hat. Aber prinzipiell ist die beste Qualität zu haben und wirklich Qualitätsführer zu sein, zum guten Preis und dann eine gute Marktposition, dass wir wirklich die Fleischesser angesprochen haben und den Markt vergrößert haben. Und ich glaube, das hat den Erfolg gebracht. Aber wegen der Barriere am Anfang hatten wir das Glück, dass der Handel erkannt hat, dass die Zukunft mehr rein pflanzlich ist. Also der Handel ist absolut progressiv, die haben es erkannt. Die fördern das, die probieren neue Produkte aus. Die großen Händler in Deutschland haben wirklich eine riesige Rolle gespielt. Auch wenn man jetzt international schaut: Die größten Märkte sind Deutschland, England, USA. Und Deutschland ist ganz vorne mit dabei. Deutschland letztes Jahr auch wieder gewachsen – also der rein pflanzliche Markt. Also da kommen wir auf jeden Fall aus einem sehr innovativen, guten Land.

Das stimmt! Lass uns nochmal über deine Reise hin zum Gründer von TiNDLE sprechen. Was erwartet uns hier noch und sind noch weitere Projekte geplant?

Timo Recker: Für uns ist der Fokus absolut auf TiNDLE – Chicken made from plants. Das ist für uns wichtig, dort wirklich den Fokus zu haben, Kategorieführer weltweit zu werden, im Bereich von veganem Hähnchen. Das ist für uns der große Fokus und da haben wir unsere RND, unsere Vertriebsteams und das Marketing darauf ausgerichtet. Gleichzeitig haben wir sehr viel gelernt. Durch die Reise bei LikeMeat, durch die Reise von anderen Teammitgliedern und auch der Markt hat sich einfach weiterentwickelt, sodass wir ein anderes Geschäftsmodell aufgebaut haben, das nicht so kapitalintensiv ist. Also wir konzentrieren uns wirklich auf RND, Produktentwicklung, Forschung und Produktentwicklung, Brand Communication, PR, Marketing, Markenaufbau und Business Networks. Also wir arbeiten sehr viel mit Netzwerkpartnern zusammen, um zu produzieren und zu diskutieren. Dadurch haben wir eine sehr dünne Management-Schicht und sehr effektiv, wo wir denken, wir können wirklich Wert hinzufügen Dadurch können wir auch schneller international skalieren. Für uns ist es ganz wichtig, das global zu machen. Wir sind ein globales Unternehmen. In Singapur gestartet und haben dann in Hongkong und über den Mittleren Osten, Europa, USA aufgebaut. USA, England, Deutschland – das sind die Fokusmärkte. Und das geht nur, wenn das Geschäftsmodell so aufgebaut ist. Gleichzeitig haben wir das als Plattform strukturiert, sodass wir auch verschiedene Marken, verschiedene Rezepturen, verschiedene Technologien global skalieren können. 

Wir wussten schon, dass irgendwann eine neue Kategorie kommt. Wir wussten aber nicht, ob das jetzt Hähnchen, Schwein, Rind oder Fisch ist. Die am besten entwickelte Kategorie ist non-dairy, also Milchersatzprodukte oder Joghurt, Käse, Eiscreme, etc. 

„Es ist für uns wichtig, den Fokus zu haben, Kategorieführer weltweit zu werden, im Bereich von veganem Hähnchen.“

Wir haben vor 18 Monaten in ein Start-Up investiert, das hieß damals noch nicht Mwah!, aber wir haben in die Gründer investiert, weil die mega Produkte entwickelt wurden – Käse, Butter, Eiscreme, Gelato, Milchersatz etc. Wir waren Anteilseigner und haben sie quasi finanziert und mit ihnen zusammen auch das Geschäftsmodell weiter aufgebaut und sie haben die Produkte entwickelt. Und dann waren wir jetzt im März Ready to go, kurz nach Launch in London. Und dann haben wir gesagt: „Ok, eigentlich ist der Moment super, lass uns komplett zusammenschließen.“. Also wir haben die 100% übernommen, die Gründer sind dann quasi bei uns an Bord und das ist jetzt alles Eins. Wir treiben das quasi mit einem Gesamtbudget weiter nach vorn, Mwah! wurde dann gelauncht. Wir fangen jetzt mit Gelato an, aber da kommt noch sehr viel. Das ist natürlich eine große Kategorie. Da haben wir sehr viel vor. So geht es jetzt Schritt für Schritt weiter in den Fokusländern USA, England und Deutschland.

Da passiert ja einiges. Du hast gerade die Non-dairy Produkte erwähnt. Gibt es irgendein Produkt, das Dir noch fehlt und das du gern noch veganisieren möchtest in den nächsten Jahren?

Timo Recker: Also prinzipiell ist das schon ein Riesenmarkt. Er ist unfassbar groß und es gibt sehr viel zu tun. Für uns ist es ja das große Ziel, ein nachhaltiges Lebensmittelsystem zu schaffen. Heute sind wir ein Prozent. Ein Prozent vom Fleischmarkt ist rein pflanzlich. In Deutschland sind es 2%. Ist schon mal besser. Aber trotzdem: Wie kommen wir auf 30% oder 40%? Da wird es glaube ich nicht ein Produkt geben, das die Welt komplett verändern wird, also die eine Technologie, sondern ich glaube, es wird ein sehr gutes Team gebraucht, es werden starke Marken gebraucht, Rezepturen, Produktinnovationen. Ich glaube, alleine aus der gesamten Produktplattform Chicken kann man so viel machen. Und unser erstes Produkt ist auch mit Köchen zusammen entwickelt worden. Wir haben quasi ein rohes Hähnchen ausgeliefert. Es ist also quasi ein Produkt, das geformt werden kann. Das wird aufgetaut und die können dann aus diesem Produkt ihre besten Gerichte kreieren. Und dann haben wir das natürlich alles kombiniert und zu Produkten für den Endkonsumenten weiterentwickelt, damit es in der Anwendung einfacher ist.Zwei Jahre lang fokussiert sich el origen auf die Produktion der Chips, doch Gordon will mehr! „Lateinamerika hat so viele Geschmäcker zu bieten, die uns in Europa noch ziemlich unbekannt sind.“ Also entwickelt er neue Produkte, diesmal süß statt salzig. Im August 2022 wurden zwei schokoladige Produkte gelauncht. 

Ich glaube, das war schon ein großer Schritt, solch eine dynamische Produktplattform zu haben. Ich glaube auch, dass in Non-dairy, in Sachen Käse, noch viel entwickelt werden muss. Milchsorten sind schon groß, Joghurt kommt, aber im Käse muss noch viel passieren. Ich sehe auch viele, die sagen “Ja vegetarisch kann ich, aber vegan geht nicht, ich kann nicht ohne Käse leben!” Käse ist irgendwie auch noch ein großes Problem, bzw. eine Herausforderung, es wirklich so hinzubekommen. Aber es gibt nicht das eine Produkt, das kann ich dir jetzt gar nicht sagen. 

„Fleisch ist wie Rotwein, wir nutzen aber Fleisch wie Wasser. Es ist zu oft, einfach jeden Tag und zu jeder Gelegenheit ist es auf dem Teller.“

Wir können unser Klimaziel nicht einhalten, 1,5 Grad Erderwärmung, wenn wir uns auf Massentierhaltung ausruhen. Fleisch ist wie Rotwein, wir nutzen aber Fleisch wie Wasser. Es ist zu oft, einfach jeden Tag und zu jeder Gelegenheit ist es auf dem Teller. Und man muss ja auch niemandem etwas verbieten. Ich glaube, das ist einfach die Kunst, jedem die Freiheit zu geben, das Richtige zu wählen. Und wir als Industrie müssen attraktive Marken, Ansätze und Produkte anbieten, damit das dann auch gewählt wird. Vielleicht unterstützt die Politik dann auch irgendwann mal, so wie mit den elektrischen Autos, dass wir noch ein bisschen Rückenwind bekommen. Das würde vielleicht auch helfen.

Wenn wir schon beim Thema Politik sind - stell dir vor, du wärst Politiker für einen Tag, hättest einen Wunsch frei, an die deutsche Politik. Welcher Wunsch wäre das?

Timo Recker: Ein Wunsch? Ich würde es versuchen so generell wie möglich zu halten, weil der Devil is in the Detail in der Umsetzung. Ich glaube, generell sollte das Ziel sein, ein nachhaltiges Lebensmittelsystem zu schaffen und einen anderen Proteinmix zu kreieren. Das bedeutet, rein pflanzliche Ernährung zu fördern. Die Frage ist jetzt – also Verbrennungsmotoren wurden ja verboten. Ob man sich jetzt wünscht, dass Fleisch verboten wird? Ich denke, dass wir auf jeden Fall Unterstützung brauchen und Maßnahmen brauchen, dass vielleicht Menschen belohnt werden, wenn sie sich rein pflanzlicher ernähren. Es kann ja alles sein, ein Kickback oder es gibt Steuerbefreiung. Also, dass wirklich die rein pflanzliche Ernährung gefördert wird. Auf der anderen Seite muss man ja vielleicht auch sehen, dass Fleisch zu günstig ist. Es ist ja nicht unbedingt eingepreist, was da wirklich alles rein geht und bei der Umwelt, Menschheit wirklich die Auswirkungen sind. Daher denke ich mal generell, dass wir Support brauchen und ein Regelwerk, handfeste Maßnahmen, die den Verzehr von rein pflanzlichen Lebensmitteln fördern. Das fängt ja beim Preis an. Preis und Qualität sind wichtig. Eine Möglichkeit wären auch Guidelines für Restaurants, die besagen, dass 30% der Karte rein pflanzlich sein muss. Oder wie groß die Regale in Supermärkten dafür sind. Das wären wünschenswerte Ansätze.

Was antwortest du Menschen, die zu dir sagen, “Veganes Fleisch? Das ist doch total zusammengewürfelt, ist doch gepanscht, ungesund, voll mit Chemie!” - was ist deine Antwort darauf?

Timo Recker: Kann ich voll verstehen.  Wenn ich jetzt zum Beispiel Hähnchen, Rind oder Schwein esse, dann denke ich ja: Ich hab ja total sauberes Produkt, ist ja ein Inhaltsstoff, ist ja einfach nur Fleisch. Was ist denn aber alles drin, wenn das Produkt dann wirklich auf dem Teller liegt? Wie wurde das industriell dann weiter verfeinert und bearbeitet und etc. Ich lasse das mal dahingestellt. Wo kommen wir denn überhaupt her?  Und gleichzeitig muss ich aber auch persönlich sagen: Ganz am Anfang und das war irgendwie auch wichtig – jetzt alles bio zu machen, glutenfrei, laktosefrei, ohne Gentechnik, ohne Hefeextrakt. Das kann man wirklich komplett aufbauen, wie sauber das Produkt sein soll und das war für mich persönlich schon sehr wichtig. Ich konnte alles essen, bin nicht limitiert gewesen auf nur vegan. Das bedeutet, ich kann jetzt leckere Produkte essen, was aus Fleisch ist oder die Alternative, die hoffentlich genauso lecker ist. Dann will ich aber auch keine Kompromisse machen und ein sauberes Produkt haben. Da bin ich absolut der gleichen Meinung.  Die Produkte dürfen nicht in Sachen Nährwerte oder Zusatzstoffe schlechter sein.

Auch bei Like Meat waren wir früher eine der ersten, die Bio Vegan gemacht haben – das ist ja das höchste, Bio vegane Produkte rauszubringen, dann hat man echt keine Möglichkeiten, Zusatzstoffe oder Hilfsstoffen mit reinzubringen. Daher war das für uns immer der Ansatz, sehr saubere Produkte zu machen und auch bei TiNDLE haben wir ein sehr hochwertiges Protein. Ob das ein Sojaprotein ist, oder ein Erbsenprotein: Wir brauchen ein hochwertig sauberes Protein und erstmal mit einem sauberen Protein anzufangen, das muss ich auch nicht mehr stark maskieren. Wenn ich schon Protein habe, was von der Farbpalette her und auch sonst recht neutral ist – das heißt, ich muss schon mal nicht so viel maskieren, ich muss jetzt nicht aufhellen. Wenn du mit einem guten Rohstoff anfängst, dann hat man automatisch eine kürzere Zutatenliste.  Nährwerte müssen natürlich auch in Sachen Makronährstoffe, Protein, Fett, Kohlenhydrate auf dem gleichen Level sein. 

Wir haben bei Tindle die gleichen Werte wie beim Hähnchen, es ist ein GMO-freies Produkt und von daher haben wir da keinen Nachteil. Wichtig ist, wirklich ein sauberes Produkt zu haben. Ob es jetzt bio sein muss, ist natürlich wieder eine andere Güteklasse. Man könnte sagen, das geht in die Nische, weil das meiste in Deutschland ja nicht unbedingt bio. Aber ja, es gibt auch sehr viele Produkte in den Märkten, die sehr viele Zutaten, also Zusatzstoffe haben. In Europa ist es schon sehr eingeschränkt, da wir zum Beispiel keine GMO Produkte. In Europa sind die Produkte schon eher sauberer als in den USA, da findet man schon viele Zutaten drin. Aber auch wenn ich mir manchmal die Zutatenliste von irgendwelchen Chicken Nuggets anschaue, da denkt man schon, wie kriegt man das überhaupt, hin – so viele Zutaten reinzubringen?

Das ist genau die Sache. Wenn man “normale” Chicken Nuggets auf einem Volksfest oder im Schnellrestaurant kauft, weiß ja nicht , wie verarbeitet es ist und schaut nicht auf die Zutatenliste. Das sind große Vorurteile, hast du gerade recht gut ausgedrückt. Du sorgst dafür, dass die Welt schon ein wenig friedlicher wird, aber wie sehe denn du die perfekte Welt für dich aus, wenn du sie skizzieren müsstest?

Timo Recker: Ich würde mal sagen, friedlich.  Wenn du dir überlegst, was wir für Rüstungskosten und Abwehrkosten ausgeben und viel Geld wir da reinstecken, damit könnte man so viele tolle Sachen machen. Ich finde Globalisierung ist gut und jeder muss nicht alles können. Momentan wird es ja wieder ein bisschen rückgängig gemacht durch die Globalisierung und jeder versucht, sich independent und autark aufzustellen, weil keiner irgendwem vertraut. Die perfekte Welt wäre für mich wirklich, dass alle ein bisschen näher zusammenrücken, Ländergrenzen ein bisschen verschwimmen und man auch nicht mehr ausgegrenzt wird, wenn man einen falschen Reisepass hat.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Gibt es zum Schluss noch irgendwas, was du unbedingt noch loswerden möchtest?

Timo Recker: Danke dir, dass du in diesem Podcast und das This Is Vegan-Magazin gegründet hast und das Thema Plantbased mehr Menschen zugänglich machst. Das größte Bottle Neck ist Education, damit mehr Menschen sich ein wenig damit beschäftigen. Sobald man sich mit rein pflanzlicher Ernährung und Nachhaltigkeit auseinandersetzt, passiert einfach was. Das geht auch nicht über Nacht, deswegen ist das Wichtigste: Nicht aufgeben, dabei zu bleiben und weiterzumachen. Das gilt für alle Unternehmer und auch für alle Konsumenten. Man kann sich nicht jeden Tag perfekt ernähren, aber man hat jeden Tag eine neue Chance. Bedeutet, ich kann heute wieder aufstehen oder heute sagen, ok ich esse jetzt 2-3 mal pflanzlich und beschäftige mich einfach damit, dass es präsent ist. Man hat jeden Tag eine neue Chance, Dinge besser zu machen und ich glaube, dass es einfach ganz wichtig ist, Schritt für Schritt in die richtige Richtung zu gehen. Klar, wir haben alle hohe Erwartungen und es geht nicht schnell genug und das fühlt sich manchmal auch frustrierend an. Aber ich glaube es ist beruhigend zu wissen, dass wir etwas Gutes tun und das ist gut für alle, die beteiligt sind und gut für die ganze Menschheit und für die nächste Generation. Das motiviert, es macht einfach Spaß und ist hoffentlich auch lecker. Daher: TiNDLE probieren, eine Chance zu geben, zu beweisen, dass es lecker ist. Es war super toll mich mit dir zu unterhalten, vielen Dank.

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