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Pikayzo: Deutschrap meets Tierschutz

Merkt euch diesen Namen: Pikayzo!

Kay Wagner (30) aka Pikayzo ist ein Rapper, der sich auf Tierschutz und Veganismus spezialisiert hat. Seine „Waffen“: Pushende Deutschrap-Beats und eine brutale Stimme.

Auf TikTok hören knapp 300.000 Menschen täglich seine Songs, in denen er sich für eine bessere Welt einsetzt. Umweltschützer Robert-Marc Lehmann hörte seinen Track Stimme des Löwen“ kürzlich in einem Live-Stream und ihm kamen die Tränen.

In diesem ganz persönlichen Podcast spricht er über das große „Warum“ und wie er vegan wurde. Zudem erklärt der er, wie er seine Fähigkeiten als Produzent nutzt, um seine einzigartige musikalische Vision zu verwirklichen. Seine Rap-Skills und seine Stimme erinnern an einen Mix aus KC Rebell, Kool Savas und Kianush. Seine treibenden Beats gehen direkt unter die Haut.

Wir sprechen mit ihm über die größten Herausforderungen, das Musik-Business und seine wohltätigen Projekte. Dem Rapper ist es wichtig, das Bewusstsein für Missstände zu schärfen und die Menschen zum Nachdenken anzuregen.

Im Podcast spricht er außerdem darüber, wie er damit umgeht, so viel Tierleid jeden Tag zu sehen, was das psychisch mit ihm macht und wie seine perfekte Zukunft aussieht.

Pikayzo ein Rapper mit einer klaren Mission: Er möchte das Bewusstsein für Tierschutz und Veganismus schärfen und Menschen dazu anregen, über ihre Handlungen nachzudenken. Mit seiner einzigartigen und kraftvollen Musik ist er auf dem besten Weg, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und positive Veränderungen in der Welt herbeizuführen.

Im Interview mit This Is Vegan und im Plantbased-Podcast berichtet er über seine Leidenschaft und Engagement für den Tierschutz.

Lasst euch von diesem besonderen Rapper inspirieren und unterstützt Pikayzo´s Mission, eine bessere Welt zu schaffen.

Das erfährst du in diesem Interview:

Hi Kay, für alle, die dich noch nicht kennen sollten, stell dich gerne mal in zwei, drei Sätzen selbst vor.

Pikayzo: Hi Yannick – danke für die Einladung. Ich bin Pikayzo. Ich mache seit ca. 15 Jahren Rap-Musik und seit ca. einem halben, dreiviertel Jahr mache ich eigentlich fast ausschließlich nur noch Rap über Tierschutz, Tierrechtsaktivismus und versuche damit halt aufzuklären über viele Missstände, die wir haben in dem Bereich und auch über Veganismus natürlich.

Pikayzo im Plantbased Podcast

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Wie bist du nur zur Musik gekommen?

Pikayzo: Ich habe ziemlich früh angefangen Klavier zu spielen, dadurch dass ein Klavier bei uns rumstand. Mein Vater hat Gitarre gespielt, wo ich dann später auch mal angefangen habe. Ich wollte dann als Kind unbedingt Trompete lernen, was ich auch gemacht habe, was ich irgendwann aufgegeben habe, weil es natürlich in der Jugend nicht so cool war, wie Klavier oder Gitarre spielen zu können. Ich habe eigentlich immer Klavier gespielt. Meine ganze Familie hat Klavier gespielt,  jetzt niemand besonders gut, eher so Hobby-mäßig. Meine Geschwister auch und ich habe das halt dann immer mehr und mehr vertieft und irgendwann hat es mich natürlich sehr unterstützt in der Arbeit als Produzent, Klavier spielen zu können und die Musiktheorie zu können und dafür nutze ich das heutzutage eigentlich hauptsächlich.

„Hasse nicht den Menschen, hasse nur das, was er tut!“

Deine Songs haben immer eine krasse Message und sind oft sehr ausführlich. Um einen Chart-Hit zu landen braucht man aber eher kurze Songs - was ist deine Intention hinter den langen Songs? Und: Kannst du schon davon leben?

Pikayzo: Ich kann leider noch nicht davon leben. Aber du hast recht – kürzere Songs für Spotify sind eigentlich besser. Trotzdem ist mein bestlaufendster Song mein längster Song tatsächlich. Mein Manager hat damals auch gesagt, mach das mal nicht, der Song ist zu lang, das wird nicht funktionieren. Er ist aber nicht so tief in dem Thema drin, was jetzt diesen Tierschutzaktivismus und so angeht. Und ich habe gesagt, ich will es versuchen, weil ich glaube, dass der Song die Menschen mehr berührt, weil er sich aufbaut und wirklich jedes Thema abarbeitet. Und im Endeffekt hat es dann auch tatsächlich funktioniert. 

Eigentlich stimmt es, am besten Songs unter drei Minuten. Aber ich glaube, in dem speziellen Fall und in der Nische ist es gar nicht schlecht, wenn man eine Message rüberbringt, die auch Sinn macht, über die ganze Zeit es lang zu halten.

Ich kann noch nicht davon leben, ist aber auch dem geschuldet, dass wir die Haupteinnahmequellen, die wir haben, eigentlich meist für entweder neue Projekte nutzen oder wie jetzt zum Beispiel beim Merchandise. Da geht 100 Prozent des Gewinns sowohl von mir als auch von dem Hersteller an das Deutsche Tierschutzbüro. Das haben wir von Anfang an gesagt. Wir machen das und geben alle Einnahmen ab. Und da muss ich auch mal Danke sagen an thanks for nothing. Das sind nämlich die, die das ermöglicht haben, quasi die, die den Merch vertreiben, weil die zahlen auch tatsächlich regelmäßig drauf, weil die natürlich Testdrucke machen. Die haben jetzt das erste Quartal die Spenden ausgeschüttet und aufgerundet. Und ja, das ist schon eine ziemlich super Sache. Aber klar, da bleibt bei uns nicht so viel hängen. Aber das ist auch jetzt gerade nicht so wichtig. Klar, man will irgendwann davon leben. Man will irgendwie auch was damit machen. 

Ich weiß nicht, ob du das Zitat von Steve Irwin kennst, dem Crocodile Hunter damals, der gesagt hat „Es ist mir egal, wo das Geld herkommt. Geld ist richtig geil. Und wenn ich Geld habe, dann verändere ich die Welt damit und mache sie besser. Wir retten Regenwald und mehr!“

Und diese Einstellung finde ich mega geil. Weil klar, sobald du von deinem Geld leben kannst, ganz gut leben kannst und den ganzen Rest in die Sachen stecken kannst, die dir am Herzen liegen. Ich glaube, mehr Erfüllung kannst du im Leben nicht haben.

In “Stimme des Löwen” gehst du auf die größten Verbrechen an Tieren ein und hast den Song in einem Kapitel aufgebaut. Ich möchte gerne auf die Kapitel eingehen und von dir wissen, warum du das jeweilige Kapitel ausgewählt hast und warum es wichtig ist, da was dagegen beziehungsweise dafür zu tun. Lass uns auf das erste Kapitel eingehen, da geht es um den Zirkus. Warum Zirkus?

Pikayzo: Kapitel 1, weil es das erste Thema war, mit dem ich mich musikalisch mit Bereich der Tierethik auseinandergesetzt habe. Es war so, dass ich damals so ein paar TikTok-Songs gemacht habe und so auf verschiedene Missstände der Gesellschaft eigentlich immer reagiert habe. Mit kurzen Rap-Zitaten und ähnlichem. Damals war ich noch nicht vegan. Dann bin ich auf dieses Video gestoßen, das ich als Intro für einen TikTok-Song benutzt habe, wo ein Löwe den Trainer im Zirkus angegriffen hat

Und da habe ich mir das angeschaut und auch die Kommentare gelesen. Und da ging ziemlich viel gegen das Tier und den armen Trainer. Dann bin ich ziemlich wütend geworden, weil ich dachte… ich sollte es am besten gar nicht aussprechen. 

Jeder, der das hier hört/liest, wird wissen, du sperrst ein wildes Tier ein und versuchst es zu brechen. Natürlich kann sowas passieren und natürlich ist das Tier nicht schuld daran. Und dann habe ich gesagt, okay, dann mache ich mal was darüber, weil Tiere in meinem Leben immer wichtig waren und natürlich für mich ein zentrales Thema waren, obwohl ich nicht vegan gelebt habe, einfach weil das Mindset damals noch ein bisschen anders war.

„Natürlich kann sowas passieren und natürlich ist das Tier nicht schuld daran.“

Das war der Startschuss für alles, was ich musikalisch im Bereich Tierrechtsaktivismus gemacht habe. Auch weil es das erste Video war, was auch auf TikTok zumindest ziemlich durch die Decke gegangen ist. Es sind danach noch größere gekommen, aber dieses Video hatte am Anfang 2 Millionen, mittlerweile 3,5 oder 4 Millionen Aufrufe. Und das war für mich dann ganz klar, das hat den Grundstein gelegt für alles und hat mir bewiesen, dass das Thema irgendwie wichtig ist, dass die Leute das auch verstehen und vor allem die Kommentare darunter. Wenn jemand schreibt “Ich gebe ich dir vollkommen recht“, freue ich mich natürlich, aber wo ich mich viel mehr darüber freue, ist, wenn jemand drunter schreibt, “Krass, so habe ich das nie gesehen, ich gehe nie wieder in den Zirkus.”

Kapitel 2 hast du den Zoos gewidmet. Warum den Zoos?

Pikayzo: Ja, Zoos, das ist dann natürlich die logische Schlussfolgerung. Ist auch ein bisschen dem geschuldet, dass die Kommentare unter dem Zirkusvideo oft waren, “Ja, aber dann darfst du auch nicht ins Zoo gehen.” Und ich dachte mir so, “Ja, ihr habt recht, ist ein bisschen Whataboutism, aber klar, Zoos sind auch ein sehr, sehr sensibles Thema.” 

Und klar ist das Leben eines Zirkuslöwen wahrscheinlich wesentlich härter als das in einem durchschnittlichen deutschen Zoo, aber trotzdem ist es kein artgerechtes Leben. Und dann war für mich ganz klar, ja, sie haben recht und habe mich dann mit dem Thema beschäftigt, dadurch quasi, weil das der nächste logische Schritt war nach dem Zirkus. Davor bin ich auch noch in Zoos gegangen, bis ich mich mit der Thematik auseinandergesetzt habe und verschiedene Dokus, Bilder, Studien gesehen habe, wo für mich ganz klar war, “Nee, das ist tatsächlich ein sehr verwerfliches System“. Auch klar, Robert Marc-Lehmann hat da viel drüber geredet. Und ja, so ist das nächste quasi entstanden dann. Und das wurde dann Kapitel 2, weil es der zweite Song war, den ich über das Thema gemacht habe.

„Frag dich mal, ob du lieber 100 Jahre im Gefängnis leben willst oder 60 Jahre in Freiheit und ein erfülltes Leben haben möchtest.“

Ja, super wichtig, darüber aufzuklären. Ich sehe auch immer mehr Eltern, die meinen “Hey, ich muss meine Kids unbedingt in den Zoo schleppen!” und das auf Bildung und Naturschutz/Aufklärung schieben. Aber das, was da passiert, ist keine Aufklärung. Nein, das ist das krasse Gegenteil. Lass uns über Kaptiel 3 sprechen, SeaWorld und Meeresaquarien.

Pikayzo: Was soll ich dazu groß sagen? Ich kenne niemanden persönlich, der sagt, es ist in Ordnung, solche Tiere wie Orcas, Delfine und alles aus der größten Freiheit der Welt – dem Meer, zu nehmen und einzusperren. 

Jeder normal denkende, normal empathische Mensch weiß, dass das nicht gut sein kann. Und jeder, der diese Tiere sieht, in Gefangenschaft. Da braucht man sich auch gar keine Studien angucken oder sonst was. Jeder, der die Bilder sieht, weiß, das ist nicht in Ordnung, den Tieren geht es definitiv nicht gut. Und auch wenn solche Tiere in Gefangenschaft teilweise älter werden, ja, dann frag dich mal, ob du lieber 100 Jahre im Gefängnis leben willst oder 60 Jahre in Freiheit und ein erfülltes Leben haben möchtest.

Absolut kranke Vorstellung. Wir waren dieses Jahr auf den Azoren im Urlaub. Ein paar Inseln weiter gibt es auf Teneriffa den „Loro Parque“. Hier gibt es unter anderem Orcas in den Becken. Wie absurd ist es bitte, dass du auf einer Insel im Meer, deinem Lebensraum, in einem kleinen Becken lebst und Kunststücke aufführen musst?! Wer das Unterstützt, dem ist nicht zu helfen. Lass uns jetzt zu Kapitel 4 kommen - Tierversuche.

Pikayzo: Tierversuche waren schon relativ früh ein Thema für mich, weil ich das schon immer furchtbar fand. Ich hatte nur früher die Einstellung und ich glaube, die haben viele Menschen, dass, ich habe immer gesagt, Tierversuche für Kosmetik absolut verwerflich, Tierversuche für Medizin und für Forschung “Ja, kann man wahrscheinlich nicht ganz darauf verzichten.“ Das war lange meine Einstellung, weil es dir auch überall so suggeriert wird. Also du lernst das selbst. Mir haben Medizinstudenten und Studentinnen geschrieben, wie du das im Medizinstudium beigebracht bekommst, wie wichtig das ist, wie das herunter geredet wird, also wie das Leben dort einfach keine Rolle spielt. Und dann habe ich angefangen, mich mit Ärzte gegen Tierversuche auseinanderzusetzen, auf jeden Fall sehr empfehlenswert, und habe mich immer mehr eingelesen.

Ich will nichts Falsches sagen, deshalb nagel mich nicht drauf fest, aber ich glaube, bei Krebsmedikamenten zum Beispiel, 99,6 Prozent der Versuche an Tieren waren im Nachhinein nicht auf den Menschen übertragbar. Klar wurde auch viel auf mich reagiert von einer Medizinerin, die “Pro Tierversuche” ist, die dann gesagt hat, das hat keine Relevanz, deswegen und deswegen und deswegen. Und dann natürlich sehr fachlich gesprochen. An dem Punkt kann ich natürlich nicht mehr mitreden, wo ich dann auch denke, okay, ich habe dann aber den Ärzten gegen Tierversuchen geschrieben und habe denen das mal geschickt und mal gefragt, was sie dazu sagen. Und sie haben mir dann eine sehr, sehr schlüssige, logische Antwort gegeben, wo ich ganz klar für mich sagen kann, Tierversuche sind wissenschaftlich nicht relevant genug, um sie zu rechtfertigen heutzutage, weil wir einfach ganz andere Methoden haben und es ganz anders abbilden können. Zudem ist die Diskussion auf der Ebene mir immer viel zu wenig, weil ich finde, man sollte da gar nicht reden, bringt es was oder bringt es nichts.

Auch wenn es uns was bringt, der Tierversuch an sich, rechtfertigt es nicht das Leid der Tiere. Und das verstehen leider sehr, sehr viele Menschen nicht, die mir dann entgegenkommen. Nein, wir brauchen das aber, sage ich. Es ist mir egal, selbst wenn wir es wirklich, selbst wenn es wirklich Leben rettet und bla, bla, bla. Ja, aber du tötest dafür so viel Leben, du quälst dafür so viel Leben. Das ist es mir nicht wert. Und ja, für mich Tierversuche verbieten, abschaffen. 100 Prozent. Egal für was.

Absolut. Mittlerweile kann eine KI sogar Medikamente gegen multirestistente Krankenhauskeime entwickeln. Und auch mir gegenüber haben die "Ärzte gegen Tierversuche" deine Aussagen bestätigt. Das glaube ich somit und sehe es auch so, dass man kein Leben über ein anderes stellen sollte. Kay, wir kommen zu Thema 5 - Pelz. Warum Pelz?

Pikayzo: Pelz ist für mich so ein Thema, das nenne ich bewusst immer “unnötiges Tierleid”. Auch wenn Tierleid immer unnötig ist, egal in welcher Form. Weil du davon als Mensch absolut keinen Mehrwert hast. Solange du jetzt nicht irgendwo am Ende der Welt in eisigen Gefilden wohnst und dort eben nicht die Möglichkeit hast, dich anders zu wärmen. Aber wir brauchen den Pelz nicht. Es gibt Leute, die sich tatsächlich für Pelz aussprechen. Da habe ich auch einige weggedisst auf TikTok. Absolutes Unverständnis meinerseits. Ich habe für viele Sachen Verständnis. Ich habe Verständnis, wenn ein Fleischesser sagt, er kann nicht vegan werden, blablabla. Ich versuche, Verständnis zu haben und begegne den Menschen trotzdem neutral, weil es nichts bringt, mit dem Finger drauf zu zeigen. Aber bei Pelz, da sage ich ganz klar: “Hackt es bei dir, dass du sowas unterstützt?!”

Und dann denken sie auch immer, man muss doch vom Tier alles verwerten. Alter, das weiß doch jeder. Geh doch mal eine Stunde auf YouTube und schau dir mal ein paar Videos an über die Pelzfarmen an der polnischen Grenze oder sonst wo. Das ist grausam. Die Tiere werden gezüchtet für den Pelz und leben ihr Leben lang in einem kleinen Käfig. Wer diese Bilder sieht und dann sagt, “Nee, ist mir egal” – der ist absolut verloren. Ich will auch nicht zu emotional werden, weil ich eben genau das eigentlich nicht. Ich will nicht so militant sein und alles gleich, wie gesagt, mit dem Finger drauf zeigen und böse, böse. Aber das ist ein Thema, da geht es nicht anders.

Ich verstehe das absolut. Ich kann mich da auch nur schwer beherrschen. Aber darauf gehen wir gleich nochmal näher ein. Lass uns noch über Kapitel 6 vorher sprechen: Massentierhaltung.

Pikayzo: Massentierhaltung ist ein ganz schwieriges Thema gewesen für mich. Ich habe mich lange dagegen gewehrt. Weil bis dato, war mein Content immer so, dass jeder eigentlich ihn relaten konnte. Und ich wusste, wenn ich mit dem Thema Massentierhaltung komme, was wichtig ist, dann wird es Leute geben, die gegen mich schießen. Gab es davor auch schon, gerade beim Zirkus und von Menschen, die im Zirkus arbeiten. Aber da wusste ich, da wird es eine große Masse geben, die mich abstempeln wird als militanter Veganer 2.0 quasi. Und ich habe dann versucht, das Thema so gut wie möglich neutral zu beleuchten und nicht zu verurteilen. Also wenn, verurteilen dann die Industrie und nicht die Menschen, nicht die Konsumenten. Und dann habe ich versucht darüber aufzuklären. Das war aber extrem schwierig. Und der Gegenwind kam auch definitiv, aber bei weitem nicht so groß, wie ich erwartet habe.

Und tatsächlich verstehen die meisten Leute diese Sachen. Und es gibt viele Leute, die schreiben, “Ich esse zwar Fleisch, aber trotzdem gut, dass es Menschen wie dich gibt“. Wo ich immer sage, auch da schreiben, dann natürlich, einige Leute in meiner Community schreiben dann drunter, da darfst du aber kein Fleisch essen, wenn du das gut findest. Ich sage aber, wenn ein Mensch sowas schreibt, dann hat er schon etwas in seinem Mindset getan. Dann geht es schon in eine Richtung, wo er vielleicht manchmal denkt, “ach komm, heute muss vielleicht kein Fleisch sein. Oder hey, die Milch kann ich ja vielleicht mal ersetzen.” Wenn jeder Mensch in Deutschland eine Sache ersetzt, ey, ein Traum.

Absolut. Massentierhaltung ist auch schwer zu rechtfertigen. Und jeder Schritt zählt. Man muss es positiv vorleben. Das kann auch Step by Step passieren: Einmal die Woche weniger Fleisch essen, Milch ersetzen durch Hafermilch und jeden Tag ein Stück bewusster leben. Da gibt es mittlerweile so viele Alternativen. Du hast es in dem Song auch schön ausgedrückt mit der Zeile “Hasse nicht den Menschen, hasse nur das, was er tut.” Was genau meinst du damit?

Pikayzo: Der Satz ist tatsächlich schon entstanden in einem Track, bevor die Tierrechtssachen kamen. Ich weiß aber nicht mehr, wo. Das war aber auch in irgendeinem TikTok. Und als ich dann den ersten Song, also als ich dann den Zirkussong gemacht habe, da habe ich den auch schon drin. Ich habe in dem Moment gedacht, die Zeile habe ich schon mal geschrieben, aber hier passt sie jetzt extrem. Hiermit bringe ich das Thema “Fingerpointing” perfekt auf den Punkt. Hasse nicht dein Gegenüber, weil er es noch nicht verstanden hat, weil er Fleisch isst, weil er Milch trinkt, weil er was weiß ich. Verurteile gern, was er macht oder hasse, was er macht. Aber hasse deswegen nicht den Menschen.

Erstens, du verlierst wahrscheinlich dann, wenn du vegan wirst, fast alle deine Freunde, deine Familie etc. Und wenn du diese Menschen anfängst zu hassen und sie quasi verlierst aus dem Umfeld, dann kannst du sie auch nicht mehr aufklären. Das sind so viele Punkte. In Veganismus ist für mich ein bisschen was Philosophisches auch. Und ich weiß, dass man den Veganismus an sich nicht so definiert. Ich definiere ihn für mich aber so, dass wenn ich alle Tiere liebe, dann muss ich auch die Menschen lieben irgendwo. Und ich versuche danach zu leben, dass ich niemanden hasse, für das was er tut, das was er sagt, weil dann würde ich auch mich hassen, wie ich früher war. Dann würde jeder Mensch sein altes “Ich” irgendwo hassen, weil jeder mal Fehler gemacht hat.

Pikayzo, Yannick und Oliver Bieli auf dem Gnadenhof Papillon

Wie sieht das beim Essen am Tisch mit Family und Freunden aus? Wirst du da auch mal emotional?

Pikayzo: Ich habe das Glück, dass gerade bei Familie ist es so, dass ich dadurch, dass meine Mutter immer ein Bewusstsein für Tiere hatte, selber auch früher sehr, sehr viele Tiere betreut hat und war schon immer, also unsere Familie war schon immer sehr, sehr tierfreundlich, auch wenn man es damals vielleicht noch anders interpretiert hat mit dem Thema Haustieren und so oder Vögel auch einsperren und so, aber an sich war das Bewusstsein immer da und meine Mutter habe ich eigentlich ziemlich schnell davon überzeugen können, zum Beispiel, dass sie keine Milch trinken muss, sondern dass es Ersatz gibt, der ihr genauso gut schmeckt. Ich habe sie und ihren Mann dann einfach eingeladen, zu mir nach Hause und habe mal zwei Gläser mit Alpro Not Milk hingestellt – das ist die Geheimwaffe für jeden, dem man zeigen möchte, dass es hier geschmacklich keinen Unterschied mehr gibt.

Ihre Reaktion: “Das ist ja spitze, das schmeckt ja wirklich wie echte Milch!”

Dann habe ich gesagt, warum ich das mache und seitdem trinken die keine echte Milch mehr und das war für mich dann so ein Erfolgserlebnis und ich weiß, dass sie das verstehen und ich weiß, dass sie nicht komplett auf Fleisch verzichten werden, aber trotzdem wird da mal noch gegrillt und dies und das. Ist für mich aber so, das ist eine Generation, die es für mich nicht mehr lohnt, zu bekehren. Einzelne, ja, wenn sich das ergibt, ja, aber wenn du an diese Generation rangehst, wirst du vielleicht 0 Prozent erreichen. Wenn du an jüngere Generation rangehst, wirst du viel, viel mehr Menschen erreichen, weil du natürlich viel weniger drin hast und viel mehr aufgeklärt bist und alles schon mal gehört hast und klar, als unsere Großeltern zum Beispiel noch Kinder waren, da war die Industrie auch noch bei weitem nicht so schrecklich wie heute. 

Die meisten Menschen in meinem Umfeld aktuell sind durch die Musik Leute, die mit denen ich persönlich mich selten treffe, also weil einfach in ganz Deutschland verteilt die Leute sind irgendwo. Einer davon ist zum Beispiel Fortune, ein Rapper, der ist auch Veganer, also für mich für mich natürlich super, mit dem rede ich auch sehr oft drüber und wenn mal jetzt hier jemand ist zum Grillen oder so, dann ja. Für mich ist immer so, ich sage “Hey, ich kaufe dir kein Fleisch, ich möchte ungern Fleisch grillen, aber ich werde es dir nicht verbieten, wenn du es auf meinem Grill machst.” Und das ist dann okay und ich mache dann vielleicht mal ein, zwei blöde Witze, wenn es der richtige Mensch ist, der das dann auch versteht und rede dann auch viel drüber. 

„Hey, ich kaufe dir kein Fleisch, ich möchte ungern Fleisch grillen, aber ich werde es dir nicht verbieten, wenn du es auf meinem Grill machst.“

Und ich versuche mit einer Ernsthaftigkeit dann ranzugehen an verschiedene Themen, sodass eigentlich mein Gegenüber sich nicht drüber lustig machen oder nicht militant dagegen stellen kann und ich habe schon das Gefühl, dass ich noch nie die Situation hatte, dass ich jemanden gar nicht erreicht habe. Außer einem Menschen, mit dem ich jetzt nicht mehr so viel zu tun habe. Also ja, da muss ich sagen, okay, wenn es so Menschen gibt, die sich so radikal dagegen stellen, nur Witze drüber machen und ja, ich würde es gerne zitieren, was dieser Mensch gesagt hat. Ich weiß aber nicht, ob es zu hart ist. 

Also ich zitiere, zu mir hat ein ehemaliger Freund mal gesagt, vor langer Zeit, relativ am Anfang, als ich vegan geworden bin. “Bist du jetzt schwul oder was? Warum bist du vegan? Blablabla.”

Und eine Woche später, Grilleinladung, „Bist du jetzt wieder normal? Kann man dich jetzt wieder zum Grillen einladen?“ Und das war für mich ein Punkt, wo ich gesagt habe, vor allem Humor und aller Liebe, aber das sind Aussagen, wo ich einfach fürchterlich finde, wo ich mit meinem Mindset nicht vereinbaren kann und das ist dann ein Punkt, wo ich sagen muss, auch wenn du lange ein Freund warst, aber jetzt ist es Zeit, dass wir getrennte Wege gehen, weil dich werde ich auch in meinem Leben nicht mehr erreichen. Aber das ist so der einzige Mensch eigentlich, bei dem das so war. 

Kay, das große "Warum" hast du noch gar nicht beantwortet. Warum lebst du denn vegan?

Pikayzo: Ich bin zweimal vegan geworden. Ich glaube, das geht vielen Leuten so. Für mich ist vegan sein, vegan zu werden ist für mich ein bisschen vergleichbar, wie mit dem Rauchen aufzuhören. Beim ersten Mal, das war vor 5 Jahren, glaube ich. Vor 4 oder 5 Jahren. Ich kann es nicht mehr ganz sagen. Das war das erste Mal, dass ich vegan geworden bin. Und da war es tatsächlich nach der Doku Dominion. Für jeden, der es nicht kennt, auf jeden Fall klare Empfehlung. Auf YouTube gibt es das mit deutscher Übersetzung. Ich denke mal, du wirst Dominion kennen?

Mein WLAN hier heißt watchdominionmovement.com. Nur so als Tipp für alle, die ihr WLAN benennen wollen.

Pikayzo: Haha, nice Idee! Das war tatsächlich so, dass ein Dokumentarfilm, also Dominion, mich vegan gemacht hat. Und ich kenne übrigens auch mehrere Leute, die vegan geworden sind durch diese Doku. Grüße gehen raus an Robin, der ist von zwei Monaten oder so, er und seine komplette Familie mit Kindern auf vegane Ernährung umgestiegen ist nach Dominion.

(Infos und weitere vegane Dokus findet ihr hier.)

Richtig, richtig cool, weil es auch ein sehr krasser Fleischesser davor war und er das kritisch gesehen hat, was ich mache. Und nach Dominion hat er sein komplettes Mindset über den Haufen geworfen und ein ganz anderes Leben. Mega gut. Genau so bin ich vegan geworden. Ich hab mich schon auch mit Ernährung beschäftigt, mit B12 etc, aber ich hab mich nicht mehr so mit den Gründen beschäftigt, warum denn vegan. Und hab dann eigentlich über die Monate immer mehr so den Antrieb verloren, das aus moralischen Gründen zu tun, weil ich einfach so weit weg war von der ganzen Thematik, was die Tiere angeht. Und hab dann damals nach vier Monaten eine Instagram Nachricht an Niko Rittenau geschrieben. Auf jeden Fall, hat mir damals auch geantwortet, wo ich sehr froh darüber war und hab ihm gesagt “Hey, ich hab ein Problem. Ich bin vegan, ich will es auch weiter sein, aber ich hab seit zwei Wochen jede Nacht Albträume, dass ich Fleisch esse, dass ich schweißgebadet aufwache mit schlechtem Gewissen und dass ich ja einfach psychisch am Ende bin.” Also es war wirklich, ich dachte, ich wusste nicht an was es lag, ob mein Körper mir irgendeine Mangelerscheinung klar machen wollte oder ich kann es bis heute nicht sagen. Auf jeden Fall hat er dann gesagt, ja, ganz ruhig, das Phänomen gibt’s. Das hatte er mit Käse auch am Anfang sehr und das habe ich von vielen gehört, also dass sie mit Käse sehr gekämpft haben, das war bei mir nicht der Fall. Es war wirklich nur das Fleisch, weil ich sehr, sehr viel und sehr gerne und fast ausschließlich Fleisch gegessen hab und

Vegan Mallorca

Dann hat er gesagt, ja genau “schreib mir doch in zwei Monaten nochmal, wenn es ein halbes Jahr ist und sag mir, wie es dann ist.” Was ich eigentlich einen coolen Move fand von ihm, weil er damit mir quasi die Motivation gegeben hat, nochmal zwei Monate durchzuziehen. Ich habe es aber nicht geschafft, tatsächlich. Ich habe dann irgendwann gesagt, “nee, komm, egal, ich esse jetzt wieder in Anführungszeichen “normal”.” 

Normal essen heute heißt für mich was anderes. Habe es dann auch getan und ich weiß noch ganz genau, wie sehr ich mich geschämt habe nach meinem ersten Nudelauflauf mit Schinken drin. Und habe mir dann tatsächlich das, wie gesagt, wie beim Rauchen aufhören, was schwer fiel und ich quasi psychischen Druck hatte, es fiel mir auch schwer wieder anzufangen Fleisch zu essen. Ich fand es irgendwie gut, aber irgendwie war es auch eklig. Also jeder, der mal mehrere Monate kein Fleisch gegessen hat, wird merken, wenn er dann ein Stück Schinken isst, das schmeckt einfach nach totem Schwein im Stall. Also ich kann es nicht anders beschreiben. Ich habe es mir dann ein bisschen aufgezwungen, wie das zu essen, dass ich es wieder genießen kann. Also richtig krank eigentlich. Das ging dann einige Zeit so, bis ich angefangen habe mit diesem Zirkusvideo, wie gesagt, also bis mein erstes Tierschutzvideo kam und ich mich angefangen habe mit den Themen zu beschäftigen, natürlich auch für neue Themen recherchiert habe im Tierschutzbereich und da wirst du zwangsläufig Sachen sehen, die dich von vielen tierischen Produkten wegbringen. Und da hat es dann angefangen, dass ich wirklich Step by Step, was beim ersten Mal nicht geschehen ist, ich habe Step by Step Tierprodukte weggelassen. Zum Beispiel Milch habe ich ziemlich schnell wieder verbannt, weil ich auch Laktose nicht gut vertrage, also eigentlich auch kompletter Schwachsinn. Mir geht es viel besser mit pflanzlicher Milch und der Geschmack ist für mich wirklich kein Unterschied. 

Und dann ging es Step by Step und dann gab es den einen Tag, das war ein paar Wochen nach meinem ersten Tierschutzvideo, wo auch viele Kommentare schon waren, „wenn du Fleisch isst, dann ist es Doppelmoral, was du machst.“ Und ich immer dachte, ein Stück weit haben sie recht. Andererseits sollten sich auch Leute für Tierschutz einsetzen, sollen, müssten, können, die nicht vegan leben, weil sonst haben wir ein Problem, weil dann haben wir ziemlich wenig Tierschützer. Und es war für mich immer so ein Hahaha. Aber dann hat doch irgendwie das in mir so gearbeitet, dass ich gesagt habe, nee, ich muss da wieder hinkommen. Ich habe es aber nicht geplant, sondern ich bin wirklich in den Supermarkt, Milch, ah nee, kann ich nicht mehr. Hab dann auch ein Video über die Milchindustrie gemacht danach. Dann das letzte Mal, als ich Fleisch gekauft habe, da hatte ich richtig Bock auf Chicken Wings.

Ich dachte, komm, ich mache mir heute Chicken Wings. Mega, da habe ich voll Bock drauf. Dann bin ich in den Laden gefahren, habe die Chicken Wings in der Hand, gucke drauf und wirklich in meinem Kopf die Bilder, die Bilder von Dominion und anderen Dingen, wo ich dachte, boah, wie krank. Alter, da drin sind tote Tiere und ich habe da Bock drauf und ich hatte immer noch Bock drauf. Und ich habe die dann trotzdem mitgenommen, die ganze Zeit mit so einem ekligen Gefühl und den ganzen restlichen Einkauf nur mit veganen Ersatzprodukten vollgemacht, weil ich irgendwie gesagt habe, okay, die will ich essen, da hatte ich so Lust drauf, deswegen bin ich hier her, aber ich will nichts anderes mehr. Also nichts anderes tierisches mehr kaufen jetzt. Und dann bin ich nach Hause, habe mir die Chicken Wings gemacht, habe zwei, drei Stück gegessen und mir war vor schlechtem Gewissen schlecht. 

Ich habe gesagt, nee, okay, jetzt ist der Punkt erreicht. Ich für mich beschließe jetzt, oder was heißt, ich beschließe es, das Mindset ist da, ich will nicht mehr Teil dessen sein, was Schuld daran ist, wie wir mit den Tieren umgehen. Und ab dem Tag habe ich dann, glaube ich, noch einmal bei einem Familienessen was nicht Veganes gegessen und einmal abends an der Raststätte, wo es nichts anderes gab, würde ich heute aber auch nicht mehr machen. Und das war dann quasi das Ende. Und jetzt bin ich an einem Punkt seit einiger Zeit, wo ich definitiv sagen kann, es würde mir im Traum nicht einfallen, bewusst etwas nicht Veganes zu konsumieren. Ich sage mit Absicht bewusst, weil es passiert, glaube ich, auch Leuten, die jahrelang vegan sind, immer mal wieder, dass man irgendwo, irgendwie was macht, wo man keine Ahnung hat. Beispiel Kokosmilch, was ich letztens gepostet habe, kaufst Kokosmilch aus Thailand mit einem Vegansiegel, herzlichen Glückwunsch, Affen wurden trotzdem dafür versklavt und auf Bäume geschickt. Solche Geschichten, das gibt es immer wieder. Aber sonst, wie gesagt, deswegen bewusst ernähre ich mich zu 100% vegan und lebe auch zu 100% vegan. Ich würde sagen seit einem Dreivierteljahr, circa seit Anfang des Jahres.

Ich schaue mir zum Beispiel gar keine negativen Videos mehr an, weil ich es einfach weiß, was da passiert. Was sind deine Ventile dafür? Also ist es "nur" die Musik? Oder wie gehst du damit um? Welche Tipps hast du für Leute, die da am struggeln sind, weil sie so Videos gesehen haben?

Pikayzo: Jetzt macht es richtig Spaß. Da habe ich richtig Bock drauf zu antworten. Dominion ist für mich so ein Ding, das habe ich früher geschaut und mir ging es danach zwei Wochen lang schlecht. Und zwar wirklich so, dass das Glück wie ausgesaugt aus dir ist, weil du einfach konfrontiert wirst mit Sachen, die auf der Welt passieren und du bist da und kannst nichts tun. Ich glaube, das ist auch für viele das Schlimmste, dieses Gefühl der Machtlosigkeit, dass du einfach keinen Einfluss darauf hast. Ich würde sagen, seit Anfang dieses Jahres, Ende letzten Jahres, schaue ich mir jeden Tag oder mindestens jeden zweiten Tag mehrere Stunden Videomaterial an. Von meist sehr grausamen Szenen, manchmal natürlich nicht ganz so schlimm. Also klar ist es nicht so schlimm, einen Orca in Gefangenschaft zu sehen. Klar bricht es einem das Herz, aber nicht so schlimm, wie wenn du jetzt Bilder von einem Schwein im Schlachthof siehst oder so.

Und das habe ich auch schon mal in einem Song erwähnt. Mittlerweile ist es für mich so, ich kann diese Bilder sehen und ich fühle dabei gar nichts mehr, weil ich einfach mir das antrainiert habe. Und am Anfang hatte ich ein bisschen Angst davor, weil ich immer mehr gemerkt habe, wie egal mir das ist, in Anführungszeichen, diese Sachen zu sehen. Mittlerweile bin ich sehr froh darüber, dass ich diese Resistenz ein Stück weit habe, weil sonst könnte ich das alles nicht machen, was ich tue. Und dann, wenn es dann dazu kommt, dass ich genug Recherche betrieben habe, um ein Thema anzusprechen und einen Song darüber zu machen, dann mache ich den Beat an, dann mache ich meinen Text auf und dann kicken die Emotionen rein. Und dann lasse ich sie halt komplett raus und ich glaube, das ist auch so ein bisschen das Erfolgsrezept von meinen Videos einfach, weil es ist alles 100% echt und mir sind teilweise dann auch Reime egal. Ich versuche schon alles, dass es sich einigermaßen gut anhört und so. Wenn ich jetzt einen Song auf Spotify mache, klar, der ist dann ein bisschen krasser von Reimtechnik und so, aber in diesem Moment, da schreibe ich einfach das, was ich 100% fühle und lasse jede Wut, jede Emotion raus.

Und beim Aufnehmen, weil auch ich öfter gefragt werde, mit den Betonungen, schreibst du die vorher auf oder so, wann du was sagst? Und wenn ich das tun würde, würde es nicht mehr funktionieren, weil ich die Worte lese, kriege Gänsehaut dabei, weil ich es fühle und dann kommt es so raus, wie ich es fühle. Das ist, ja, also kann man sagen, das ist ein Ventil dazu und das ist ein Ventil, was auf jeden Fall ablässt. Und klar, das Thema Depression, das ist genau das Gleiche. Der Song kam ja ziemlich plötzlich zwischen diesen ganzen Tierschutzgeschichten, aber der Song war für mich genau das Gleiche. Ich habe damit immer wieder ein bisschen zu kämpfen, aber es gibt Menschen, die sind wesentlich schlimmer dran. Ich habe auch mal wirklich ein halbes, dreiviertel Jahr, wo es mir super geht und dann mal wieder ein paar Wochen, wo es mich so ins Loch zieht, dass es gar nichts mehr geht. Ja, ich hatte jetzt tatsächlich acht Jahre, wo ich eigentlich psychisch relativ stabil war. Also ich habe ein bisschen, ich habe Tics, ich habe quasi eine kleine Form von Tourette, was ein bisschen anstrengend ist. Ich habe ADHS, ich habe so ein paar psychische Probleme, aber ich hatte jetzt acht Jahre keine Panikattacken mehr, die mich sehr belastet hatten. Ich hatte seit acht Jahren keine krasse Depression mehr und das hat mich jetzt vor kurzer Zeit eingeholt. Auf einen Schlag war ich für drei Wochen komplett ausgenockt. Ich habe wirklich nur noch geschlafen, wach im Bett gelegen, nichts mehr gemacht, kaum gegessen, kaum getrunken und mich dann so in der Zeit, wo es immer am besten war, so 18, 19 Uhr abends, habe ich mich kurz aufgerafft, irgendwas für Instagram gemacht, weil es mir ein bisschen Befriedigung gegeben hat, irgendwie Output zu liefern und zu zeigen, ich bin da und auch natürlich was Gutes zu machen damit für die Tiere. Das hat mir ein bisschen geholfen und das war es. Und in dem Moment, wo es mir wirklich am schlimmsten ging oder einer der schlimmsten Tage, beziehungsweise einen Tag danach, wo ich mich dann aufraffen konnte, habe ich gesagt, jetzt schreibe ich alles auf, wie es mir gerade geht und mache einen Song draus, weil ich weiß ganz genau, dieser Song, jeder depressive Mensch, der diesen Song hört, wird das 100% relaten können, wenn ich das jetzt aufschreibe. Und ich mache diesen Song, ich habe ihn gar nicht beworben, ich habe ihn ein, zweimal gepostet, das war es und der Song läuft immer gut. Das ist immer ein Song, der bei mir gut läuft, immer jeden Tag über 1000 Streams hat und ich bekomme extrem viele Nachrichten von Leuten, die schreiben, das ist so wahr, was du da sagst, mir geht es genauso. Mein Vater, das war für mich das Krasseste, der sehr, sehr, sehr starke Depressionen hatte früher nach der Trennung meiner Eltern.

Es war bei ihm so, dass wir wirklich Angst hatten, dass er irgendwann die Kraft hat, sich das Leben zu nehmen. Das war wirklich sehr, sehr krass. Mein Vater hat mich angerufen und hat gesagt, „ich habe deinen neuen Song gehört, Depression, das ist ja so krass, was du da sagst. Ich habe mich noch nie so gut verstanden gefühlt und das von meinem eigenen Sohn.“ Das fand ich schon sehr krass, weil es halt einfach ehrlich ist und damit man die Menschen am besten erreicht. Gerade mit so Sätzen wie, die Zeile, die ich am besten finde, die jetzt nicht so besonders ist, aber ich sag in dem Song, wenn die Leute fragen, wie es dir geht, sagst du geht, weil du weißt, dass von denen keiner versteht. Solche Sachen, wo du nur nachempfinden kannst, wenn du wirklich selber dieses Loch kennst. Abschließend zu dem Thema, für mich ist es, glaube ich, schon ein Resultat, dass die Phase jetzt nochmal kam, aus zum einen Social Media extrem aktiv, den ganzen Tag irgendwie am Handy, plus die Hälfte der Zeit, die ich am Handy bin, sehe ich, wie Lebewesen, die ich alle liebe, gequält, getötet, verstümmelt werden. Und klar, wenn du das nicht an dich ranlässt, irgendwann kommt es. Und auch in dieser Zeit, wo es mir so schlecht ging, konnte ich mir so etwas auch nicht angucken. Da habe ich dann Themen eher oberflächlich behandelt. Das dazu zu sagen. Aber ich glaube, das ist okay, dass ich diese Phase hatte. Ich bin daraus stärker wieder hervorgegangen. Ich glaube, so geht es vielen Leuten, die solche Phasen haben. Und bin jetzt 100% wieder am Start.

Das ist auf jeden Fall okay. Und danke, dass du dich da auch so geöffnet hast. Wirklich krass. Was mich daran interessiert, weil ich auch viele Leute im Freundeskreis habe, wie wären deine Wünsche in dem Moment, wie man da mit dir umgeht? Wie sollen die Leute auf dich zugehen? Sollen sie dich in Ruhe lassen?

Pikayzo: Es kommt darauf an. Gerade das Thema Panikattacken ist so ein Ding, was bei mir mitschwingt. Wo mich Leute in meinem Umfeld natürlich auch fragen, was ich dann mache, wenn es bei dir soweit ist. Dann in dem Fall ist es so, dass ich tatsächlich runterkommen muss. Ruhe brauche ich eigentlich nicht. Ich möchte nicht angefasst werden. Ich brauche meine Area. Aber reden geht, je nachdem wie stark es ist, schon. Wenn man mit einer Person redet, die man mag, der man vertraut. Aber auch nicht immer. Ich kann nur für mich sprechen. Ich weiß, da gibt es sicherlich andere, denen das guttut. Aber für mich ist es so, ich brauche dann Abstand und muss erstmal klarkommen. Im Thema Depression an sich, wenn du wirklich so einfach nur da hängst und gar nichts mehr gebacken bekommst. Wenn ich es jetzt objektiv aus der Ferne betrachte, dann würde ich sagen, den sollte man hochziehen. Den sollte man mit dem was machen. Für mich war aber in der Zeit ganz klar, ich möchte nicht aus diesem Loch raus. Das ist ja auch dieses Paradoxe. Ich möchte nicht, dass es mir besser geht. Ich möchte hier liegen. Ich möchte es zulassen. Ich möchte diese Traurigkeit irgendwie. Vielleicht, weil ich sie verdiene. Vielleicht, weil ich sie verarbeiten muss. Ich kann es dir nicht genau sagen, warum das so ist. Und ich extrem Angst habe, aus diesem Loch rauszukommen. Weil du weißt, wenn du aus diesem Loch raus kommst, dann bist du wieder im Alltag und dann geht es wieder los. Und das kannst du dir ja gar nicht vorstellen, wenn du da drin steckst. Und deswegen für mich war es so, jetzt die Tage, in denen ich nur im Bett liege und es mir nur schlecht geht, da will ich auch, dass es so bleibt. Gleichzeitig möchte ich, dass es natürlich endet. Aber es ist wie gesagt Paradox und ich glaube, es ist nicht so einfach zu erklären. Aber meine Meinung oder meine Ansicht ist, den Menschen, dem es so geht, einfach zu fragen, was hättest du gern, wie kann ich mit dir umgehen? Möchtest du, dass wir was machen? Möchtest du komplett alleine sein? Möchtest du, dass ich dich komplett in Ruhe lasse? Weil zum Beispiel mich hat es auch eine Zeit lang ganz arg gestört, wenn mein Handy vibriert hat. Da bin ich verrückt geworden. Das sage ich auch in dem Song, wenn jeder Anruf weh tut in deinem Ohr und tralala. Ja, ich glaube einfach tatsächlich, solange man mit den Menschen noch reden kann, solange es nicht so schlimm ist, dass du wirklich irgendwie nur noch da hängst und sabberst, gibt es ja auch. Ich glaube, dann sollte man einfach die Leute fragen und ich würde zumindest sagen, was ich will. Da würde ich sagen, lass mich in Ruhe oder ich würde sagen, ja, lass uns halt ein bisschen reden mal oder so. Aber ich kann nicht für alle sprechen.

Ich habe Bilder von dieser Stierhetze in Pamplona gesehen auf Social Media. Und da habe ich dann gesehen, ein Mensch mit einem Smartphone in der Hand, der auf einen Stier zurennt. Und diese Mutprobe, in Anführungszeichen, um das da auf Social Media zu teilen. Glaubst du, dass es den Leuten an Bildung mangelt, dass sie nach Anerkennung suchen? Was sind die Gründe, dass sowas passiert? Ich meine, es ist doch offensichtlich, dass du auf ein Tier zugehst, das gequält wird. Mehr kann man doch nicht die Augen verschließen.

Pikayzo: Es ist voll schwierig, weil ich glaube, da gibt es verschiedene Ansichten. Bei mir war es früher genauso, wie wenn du in den Zoo gehst und ein Eisbären zum Beispiel siehst. Wo ganz klar ist, dem Eisbären geht es hier definitiv nicht gut. Um mal wirklich dieses Beispiel explizit bei einem Tier zu halten, wo du mit hundertprozentiger Sicherheit sagen kannst, das ist nicht in Ordnung. Aber da bin ich auch früher davor gestanden und habe es schön gefunden. Und da frage ich mich natürlich auch, wie konnte ich das nicht sehen? Aber ich glaube, dass die Leute tatsächlich, ich glaube nicht, dass es denen egal ist. Ich glaube, denen ist es nur egal, weil sie es tatsächlich nicht sehen wollen. Und es gibt genug Menschen, die keine Schlechtmenschen sind, die gute Menschen sind, die tierlieb sind und trotzdem solche Aktionen unterstützen, zugucken, fördern, was weiß ich. Weil man so dieses Schutzschild hat, glaube ich, aufbaut. Ich glaube, es gibt kaum einen Menschen, der sowas tun würde, mit dem du davor ein einstündiges Gespräch geführt hast. Und dem ein bisschen klar gemacht hast, egal in welchem Szenario und welches Thema es geht, was da genau passiert.

Aufklärung, Bildung und ein Spruch, der gut dazu passt, den ich vorhin eigentlich sagen wollte. Das habe ich auch mal in einem Song gesagt. Ich kann nicht mehr die Songzeile genau zitieren, aber sinngemäß:

„Du kannst nicht sehen, wie Tiere leiden. Kann ich schon. Ich kann nur nicht sehen, wie ihr zuschaut quasi.“ Also wie ihr es quasi seht. Ich weiß nicht mehr, wie die Zeile genau ging. Die war natürlich ein bisschen eindrucksvoller als das, was ich jetzt stammel. Aber du weißt, was ich meine. Also wenn ich sowas sehe, ich fasse mir auch in den Kopf und denke, wie kannst du nur. Aber die Bilder an sich, wie Tiere leiden, kann ich mittlerweile sehr gut sehen. Was mir wirklich nahe geht, ist, wenn ich sehe, wie Leute applaudieren in SeaWorld oder sonst was. 

Absolut. Um nochmal auf eine weitere Songzeile von dir einzugehen. "Erzähl deinen Kindern, dass die Bärchenwurst gelebt hat. Denn sie soll schlauer sein als wir, wenn sie erwachsen sind." Ich weiß nicht, ob du selbst Kids hast, aber wenn du welche hast oder noch welche bekommen möchtest, welche Werte möchtest du ihnen vermitteln oder würdest?

Pikayzo: Also ich habe noch keine Kinder und es ist für mich immer wieder in meinem Kopf ein präsentes Thema, wie geht man mit den Kindern um. Für mich ist ganz klar, die Kinder werden in dem Bewusstsein erzogen, dass sie verstehen, was Zoo bedeutet, was Gefangenschaft der Tiere bedeutet, was es bedeutet, Fleisch zu essen, Milch zu trinken. Und die Hauptfrage hinter dem Ganzen ist, ernährst du dein Kind vegan oder nicht von Anfang an? Und was machst du dann vor allem, wenn es in die Schule geht? Viele bekommen auch immer wieder Nachrichten, wie geht man damit um? Also für mich ist es so, ich glaube es gibt mittlerweile genug Beweise und Studien dafür, dass vegane Ernährung bei Kindern kein Problem ist. Aber ich finde es wichtig, dass man auch bei nicht-veganer Ernährung, übrigens eigentlich auch, aber bei veganer Ernährung muss man einfach sagen, muss man darauf achten, gucken, dass die Nährwerte passen, einfach dass man halt ausgewogen sich ernährt. Da braucht man ja nicht immer sagen, ja es ist genauso einfach wie mit nicht-veganer Ernährung. Es ist ja Fakt, dass es, wenn du vor allem dein Leben lang nicht-vegan gelernt hast, ist es klar, dass du als Veganer dann vielleicht nicht so viel kennst und ein paar Sachen umstellen musst. Ich meine, wer hört in seinem Leben jemals was von Tempeh oder Chiasamen oder was weiß ich, wenn du nicht vegan lebst, oder Hefeflocken. Ich meine, so Sachen, die man einfach nicht kennt, da muss man sich heranführen. Und ich glaube, dann ist es wichtig, den Kindern klar das Mindset mitzugeben, das man auch hat, auf nicht radikale Weise, sondern ehrlich. Nicht irgendwelche Holocaust-Vergleiche mit den Tieren, nicht irgendwelche krassen, überspitzen Sachen, sondern einfach sagen, hey, diese Wurst ist aus einem Schwein, das ist gestorben, das hat man getötet, dass du Wurst bekommst. Fakt, Punkt, ohne Beschönung, ohne Schlechtreden. Und wenn mein Kind dann irgendwann sagt, mit zehn in der Schule, die alle Wurstbrot essen, ich will auch mal Wurst. Dann gebe ich dem einen Euro und sage, dann kauf dir Wurst und probier es, aber sei dir bewusst, was es ist. Und ich bin überzeugt davon, selbst wenn du rebellierende Kinder in der Jugend hast, oder was weiß ich, denen das vielleicht egal ist, die dann vielleicht in der Jugend sich fleischig ernähren oder sonst was. Irgendwann, ich glaube, wie viele Menschen, also ich zumindest und auch viele im Umfeld, kommt irgendwann an den Punkt, wo man checkt, dass die Eltern ja früher doch recht hatten. Ich glaube, der kommt zu Anfang 20, Mitte 20 spätestens. Und an dem Punkt glaube ich dann, dass man, wenn man seine Kinder mit dem Mindset erzogen hat, auch dazu beiträgt, dass sie die vegane Lebensweise weiterführen oder zumindest so ein starkes Bewusstsein dafür haben, dass wir das in der Gesellschaft einfach spreaden können, auch über die nächsten Generationen.

Das waren einige Ausschnitte aus dem Podcast Interview mit Pikayzo. Das komplette Interview gibt es hier zu hören:

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Das Interview wurde aus dem Podcast sinngemäß transkribiert und ergänzt. Das komplette Interview kannst du dir im Plantbased Podcast anhören.

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