Interview: Meeresbiologe Robert Marc Lehmann über die Rettung der Weltmeere
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Nicht erst seit Seaspiracy ist die Rettung der Weltmeere wichtig.
Wir sprachen mit einem, der sich schon lange dafür einsetzt: Robert Marc Lehmann ist Meeresbiologe, Forschungstaucher, (Unterwasser-) Kameramann, YouTube-Creator und Fotograf des Jahres 2015 beim National Geographic-Magazin. Er bereiste nicht nur über 100 Länder, 8 Kontinente und machte über 123 Expeditionen, sondern kennt bei über 2629 Tauchgängen die Unterwasserwelt und ihre Artenvielfalt, wie kein anderer.
Im Interview mit This Is Vegan spricht er über den Klimawandel, welche Arten besonders bedroht sind und was wir dagegen tun können.
Mission Erde – Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen ist im April 2021 erschienen und er zeigt, wie ernst die Lage ist, macht uns zu Zeugen der dramatischen Ereignisse auf unserem Planeten und erklärt, was jetzt getan werden muss und was jeder einzelne von uns tun kann – denn: Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen!
Robert Marc Lehmann: Das angebliche Delfin-Filet ist garantiert nicht echt.
Echtes Delfinfleisch ist dunkler, u.a. durch den erhöhten Anteil an Myoglobin. Wenn man mal Wal- oder Delfinfleisch googelt, wird man schnell sehen, dass man kein helles Fleisch findet.
Das war vermutlich ein Fischfilet. Niemand könnte einen von 24 verbleibenden Supay-Delfinen bestellen, essen und das öffentlich zeigen. Aber auch hier, wie in der Wissenschaft: 0,1% Wahrscheinlichkeit besteht, dass dieser Delfin echt ist, dass Gott existiert und dass Trump ein guter Präsident ist.
Update: Inscope21 hat mittlerweile in einem Video aufgeklärt, dass der Baby-Delfin nur eine Attrappe aus Silikon war und die Aktion gemeinsam mit einer Firma entstand, die angibt die Weltmeere mit nachhaltigem Fischfang retten zu wollen.
Robert Marc Lehmann: Ich persönlich finde es nicht verwerflich Delfinfleisch zu essen. Viele tun das. Wir essen Kühe, andere essen Hunde, wieder andere Menschen ernähren sich von Fisch. Ein Tier zu essen finde ich in Ordnung, so lange das Tier nicht gelitten hat, keinen Stress empfunden hat, mit Respekt behandelt wurde und nicht in der Massentierhaltung großgezogen wurde. Daher finde ich es nicht prinzipiell verwerflich, es sei denn es ist ein sehr seltenes, bedrohtes Tier. Aber letztendlich stirbt jedes Tier gegen seinen Willen, das ist Fakt.
Am Ende des Interviews findest du die Info, ob Robert-Marc Lehmann mittlerweile vegan lebt.
Robert Marc Lehmann: Ich komme ja selbst aus dem Business (Tiere fangen und verkaufen) und mache die Problematik dahinter auch immer wieder gerne klar. Das hat mit zeitgemäßer Tierhaltung oder Bildung nichts zu tun. Das ist alles eine einzige Lüge. Da kann man gerne mal in meine Storys auf Instagram schauen – da erkläre ich einiges dazu. Gerade „Sea World“ würde ich eher „Pool World“ nennen. Ganz ehrlich – which Sea?!
Ich bin komplett gegen Zoos und denke, dass sie in den nächsten 20-30 Jahren der Vergangenheit angehören werden. 95% der in Zoos oder Aquarien lebenden Tiere sind ja nicht vom Aussterben bedroht, sondern sind nur Publikumslieblinge und zu Unterhaltungszwecken da.
Robert Marc Lehmann: Das liegt an meiner Kindheit. Ich bin Jahrgang 1983, also ohne Internet, Handy und Computer. Wir haben uns draußen beschäftigt und ich habe Tiere schon immer geliebt. Von der Hummel bis zum Regenwurm. Vom Wal bis zum Hai. Und das auch obwohl ich die Tiere nie gesehen hatte. Soll heißen: Für dieses Bewusstsein braucht es keinen Zoo.
Meine Großeltern haben mich regelmäßig mit in die Natur genommen und mir den Respekt vor ihr gelehrt.
Robert Marc Lehmann: Mehr Aufmerksamkeit brauchen definitiv Tiere, wie das Sumatra-Nashorn, das völlig unterrepräsentiert in den Medien ist. Das ist eines der Tiere, was als nächstes aussterben könnte. Ich hoffe es nicht, aber es kann sehr gut passieren. Da gibt es noch einige andere, um die ich mich demnächst kümmern werde. Dazu kann ich jetzt leider noch nicht so viel verraten, aber ich werde mich darum kümmern…!
Robert Marc Lehmann: Den spannendsten Moment gab es nicht. Es gab aber ganz viele spannende Momente auf Expeditionen. Mein erster Orca, mein erster Blauwal, mein erster Blauhai – das sind Begegnungen, die einem für immer im Kopf bleiben. Ich versuche das auch immer zu wiederholen, aber habe leider nicht immer die Möglichkeit. Immer mehr werden es Undercover-Projekte für Tiere in Gefangenschaft auf irgendwelchen schlimmen Märkten zu filmen und zu fotografieren. Heute mache ich überwiegend das, was weh tut und nicht das, was schön ist. Weil es wichtiger ist.
Robert Marc Lehmann: Improvisation gibt´s bei mir nicht. Ich bin tatsächlich immer perfekt vorbereitet.
Wenn ich jetzt an den letzten Dreh denke, über den ich eigentlich nicht reden darf – da kamen auf einmal zwei Tiere, von denen es nur noch 80 Stück weltweit gibt, völlig unerwartet auf mich zu. Ich hatte die falsche Linse auf der Kamera (ein 400mm Teleobjektiv) und die Tiere standen auf einmal einen Meter vor mir. Dann habe ich meinem Kameramann das 24-105mm Objektiv von der Kamera runtergerissen – ihm mein 400er gegeben und hab richtig tolle Fotos gemacht, die ihr demnächst zu sehen bekommt. Das war mein Improvisations-Moment 2019 😉
Mein Tipp für ambitionierte Hobbyfotografen: Durchhaltevermögen und gute Recherche und Vorbereitung. Jacques-Yves Cousteau hat mal gesagt „Wenn man Fische studieren will, muss man selbst zum Fisch werden.“ – Das ist der beste Tipp dafür.
Robert Marc Lehmann: Schlecht. Sehr schlecht. Plastik, Lautstärke, Aufteilung zwischen den Ländern (der Antarktis-Vertrag läuft aus), Ressourcen-Schürfung in der Tiefsee, Schifffahrt, Container… ich könnte unendlich weitermachen. Es sieht schon scheiße aus.
Dazu kommt Versauerung, Klimawandel, Erderwärmung, der Meeresspiegelanstieg – die Weltmeere haben mehr, als jedes andere Ökosystem zu kämpfen. Das ist wirklich schlimm, aber es ist noch nicht zu spät! Das heißt: Wenn man jetzt etwas tut, kann man das noch ändern. In 10 Jahren brauchen wir damit nicht anfangen. Deshalb: Ganz, ganz wichtig: Raus gehn! Welt retten! Jetzt!
"Raus gehn! Welt retten! Jetzt!"
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Wie? Dafür gibt es Google und ungefähr 1 Million Tipps – vom richtigen Papierwattestäbchen bis hin zu Kosmetik, über die nachhaltige Klamottenmarke bis zu weniger Fisch. Vom Bienenbalkon hin zu zu weniger Fleischkonsum. Damit schütz man auch das Meer.
"Ozean-Müll aufsammeln ist cool - das wirkt auf Instagram auch ganz gut, aber es bringt nichts bis wenig."
Robert Marc Lehmann Tweet
Robert Marc Lehmann: Nun ja, es gibt ja zum Beispiel den „Ocean Clean Up“.
Da hab ich bereits vor Jahren gesagt, dass das nichts wird, weil es unmöglich ist, das Plastik aus dem Ozean wieder raus zu sammeln (im großen Stil). Das ist mit dem aktuellen Stand der Technik leider nicht möglich, weil das viel zu Kleinteilig ist, das auf zu große Räume verteilt ist und eine Maschine nie unterscheiden kann, ist das Plastik, Plankton, Alge oder Babyschildkröte.
Und auch nicht, ob das wertvoll fürs Ökosystem ist oder nicht. Da sehe ich die größte Problematik. Und das das Meer ein krasser, brutaler, salziger, fieser, kalter, welliger Lebensraum ist, der alle Technik zerstört. Meiner Meinung nach auch deshalb sinnlos, weil 99% des Ozeanplastiks bereits abgesunken sind. Diese befinden sich in der Tiefesee oder in der Wassersäule, also in Fischen, Schildkröten, Walen und so weiter. Das ist aus den Studien der letzten Monate sicher hinreichend bekannt. Ozean-Müll aufsammeln ist cool – das wirkt auf Instagram auch ganz gut, aber es bringt nichts bis wenig.
Nichts desto trotz: BeachCleanUps sind wichtig. Aber global gesehen eher wenig wirksam.
Robert Marc Lehmann: Ja! Weniger Plastik verwenden!
Wir müssen aufpassen, dass nicht mehr so viel rein kommt ins Meer! Verwende die richtige Kosmetik, die das Wasser in unseren Flüssen und Meeren nicht verändert, esst weniger Fisch, fahrt nicht mit Kreuzfahrtschiffen, fliegt nicht so viel (das sorgt alles für CO2, Klimawandel etc.), kauft euch nachhaltige Produkte, vom nachhaltigen T-Shirt bis zur Bambuszahnbürste. Lebt bewusst und klug! Recherchiert euch klug!
Robert Marc Lehmann: Ja, seid lieb zueinander! Gegenseitiger Respekt auch im Diskurs ist ganz, ganz wichtig. Man darf gerne auch mal Schimpfwörter sagen, aber niemals persönlich beleidigen, auch wenn man mal einen schlechten Tag hat. Seid lieb zueinander, dann gibt´s auch keine Kriege mehr!
Ob YouTuber und Meeresbiologe Robert Marc Lehmann vegan lebt, erklärt er in diesem Video ausführlich.
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Photos mit Wasserzeichen: Robert Marc Lehmann
Photos (Delfinschule): Yannick H.
Orca by NeONBRAND on Unsplash
Rhino by jacob brogdon on Unsplash
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