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Beim Eis essen Plastikmüll vermeiden? Das geht dank dem Start-Up Spoontainable.
Allein in Deutschland werden 360 Millionen Plastik-Eislöffel im Jahr weggeschmissen. Ab 2021 verbietet die Europäische Union Einweg Plastikbesteck und setzt auf nachhaltige Alternativen

Zwei Gründerinnen aus Heidelberg möchten daran anknüpfen und mit ihrem Start-Up die Gastronomie revolutionieren. Für die Herstellung retten sie Schalen aus der Schokoladenproduktion und verarbeiten diese zu essbaren Löffeln, die selbst in Eis und Flüssigkeiten bis zu 60 Minuten stabil bleiben. Wir haben das essbare Plastikbesteck für euch getestet und die Spoontainable Gründerinnen Julia Piechotta und Amelie Vermeer für euch interviewt. Am Schluss gibt es unser ultimatives veganes Melone-Kokos und Erdnuss-Kakao Nicecream-Rezept.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, essbare Löffel zu produzieren?

Julia Piechotta: Im Studium haben wir uns in einer Studierendenorganisation mit Plastikalternativen und umweltfreundlichen Lösungen auseinandergesetzt. Beim Eis essen kam uns dann die Idee, dass es doch sehr einfach wäre, auch den Löffel mitessen zu können, da auch schon die Waffel gegessen wird. Also haben wir in der WG-Küche angefangen einen Löffelkeks zu backen. Das hat natürlich nicht sofort funktioniert, weshalb wir zahlreiche Stunden in der Küche verbracht haben. Durch die Unterstützung unserer Lebensmittelexpertinnen kamen wir dann auf die Kakaoschalenfasern, die aus Schalenresten der Kakaobohne gewonnen werden. Da sie als Nebenprodukt der Schokoladenproduktion zurückbleiben, waren sie für uns die optimale nachhaltige Ergänzung.

Plastiklöffel im Eis? Ab 2021 nicht mehr.

Aus was bestehen denn eure essbaren Löffel?

Amelie Vermeer: Überwiegend bestehen unsere essbaren Löffel aus Fasern der Kakaoschale oder des Hafers. Hierfür werden die Schalen in einem innovativen Verfahren zu mikroskopisch kleinen Fasern verarbeitet. Aus diesen Fasern stellen wir dann die Spoonies her. Denn die Fasern sind voller wertvoller Ballaststoffe und sorgen dafür, dass unser Spoonie mindestens 60 Minuten stabil im Eis bleibt.

Wie seid ihr darauf gekommen, aus Reststoffen der Lebensmittelproduktion essbare Löffel zu entwickeln?

Julia Piechotta: Unsere ersten Prototypen haben wir aus einem klassischen Keksteig in unserer WG-Küche gebacken. Diese hatten allerdings nicht die gewünschte Stabilität. Nach vielen Prototypen und stundenlangem Backen kamen unsere Lebensmittelexpertinnen dann auf die Fasern der Kakaoschale, welche sie in einer ihrer Vorlesungen aufgegriffen haben. Mit diesen habe wir dann ein optimales Ergebnis in Bezug auf Stabilität und Nachhaltigkeit erzielt.

Die Spoontainable Gründerinnen Julia Piechotta und Amelie Vermeer
Wie alles begann...

Weichen die Löffel nicht schnell auf, wenn man sie zum Essen von z.B. Eis benutzt?

Amelie Vermeer: Die Basis unseres nachhaltigen Eislöffels ist ähnlich wie die eines Keksteigs, der durch einen Back- und Trocknungsprozess zum Löffel verarbeitet wird. Der innovative Charakter des Eislöffels liegt in der Kombination der einzelnen Komponenten. Der Teig wird nicht nur aus typischen Mehlsorten hergestellt, sondern durch die Zugabe von ballaststoffhaltigen hochwertigen Nahrungsfasern ergänzt. Aufgrund des hohen Anteils an Kakaoschalenfasern, schmeckt unser nachhaltiger Löffel, Spoonie choc, auf natürliche Weise nach Schokolade und das, ohne die Zugabe von Geschmacksverstärkern. Unser Spoonie classic hingegen besteht aus den Fasern des Hafers und schmeckt deshalb im Vergleich neutraler und ähnlich wie ein Haferkeks. Bei heißen Temperaturen im Sommer schmilzt der Löffel nicht, da er die Haptik eines Kekses aufweist. Außerdem sorgen die Nahrungsfasern für Stabilität und eine innere Elastizität, weshalb der Löffel beim Eisessen nicht bricht. Egal wie viel Zeit man zum Eisessen benötigt, unser Löffel hält flüssigen Desserts wie Eis, Frozen Joghurt oder Pudding für mindestens 60 Minuten stand.

Was haltet ihr von den neuen Regulierungen der EU, Plastikbesteck und Co zu verbieten?

Julia Piechotta: Wir glauben, dass es notwendig ist, hier Regularien zu implementieren, da wir nur so branchenübergreifend Verbesserungen für die Umwelt umsetzen können. Besonders während der Corona Pandemie wurde deutlich, dass das Thema Nachhaltigkeit schnell in den Hintergrund rücken kann. Letztendlich ist der Preis ein entscheidender Faktor und so lange Plastik erlaubt ist, wird es zahlreiche Gastronomen geben, die keinen Wert auf Nachhaltigkeit legen. Aus unserer Sicht wären Subventionen für die Nutzung von Alternativen, die eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft umsetzen, eine weitere sinnvolle Lösung, da es so einen zusätzlichen Anreiz gäbe, auf Plastik zu verzichten.

Wie hat sich das Verbot auf eure Bestellungen ausgewirkt?

Amelie Vermeer: Bisher sehr positiv, da durch die mediale Aufmerksamkeit des Plastikverbots viele Gastronomen erst über diese neue Regelung informiert wurden. Aus Kundengesprächen erfahren wir jedoch, dass zahlreiche Lager mit Plastikprodukten gefüllt wurden, da das Verbot ein Aufbrauchen der Lagerbestände zulässt. Dies ist natürlich kein sinnvoller Umgang und führt dazu, dass sich die Verdrängung von Einwegplastik zum Jahresende bis hin zu 2022 verschiebt.

Woher bezieht ihr denn eure Rohstoffe?

Julia Piechotta: Die Kakaoschalen und Haferschalen, aus welchen unsere Löffel bestehen, fallen in Europa in der Lebensmittelindustrie als biogene Reststoffe an. Auch bei allen anderen Rohstoffen achten wir darauf, dass wir diese so nachhaltig und so regional wie möglich einkaufen. Details zu unserer Supply Chain haben wir in unserem neuen Impact Report auf unserer Website zusammengetragen.

"Im Startup Alltag achten wir als Gründerinnen und auch unsere Mitarbeiter:innen immer darauf, dass Entscheidungen von Seite der Nachhaltigkeit beleuchtet werden."

Wie integriert ihr das Thema Nachhaltigkeit in euren Alltag?

Julia Piechotta: Im Startup Alltag achten wir als Gründerinnen und auch unsere Mitarbeiter:innen immer darauf, dass Entscheidungen von Seite der Nachhaltigkeit beleuchtet werden. Das heißt, wir hinterfragen unsere Prozesse und prüfen, inwiefern Umwelt und Gesundheit belastet werden, welche Prozesse optimiert werden können und ob unsere Entscheidungen zu unserer Philosophie passen. Konkret bedeutet das, dass wir auch Marketingmaterialien auf recyceltem Papier drucken lassen, dass überwiegend digital gearbeitet wird, CO2 Emissionen ausgeglichen werden und Verpackungsmaterial wiederverwendet wird. Im privaten Alltag achten wir natürlich bei jeder Kugel Eis auf die Löffel. Gibt es keine Spoonies, wird die Waffel bestellt und Proben zu unseren Produkten dagelassen 😊. Aber auch beim Einkaufen wird auf Regionalität geachtet, loses Obst und Gemüse gekauft sowie auf unnötige Verpackungen verzichtet.

Auf welche weiteren Produkte können wir uns in Zukunft noch freuen?

Amelie Vermeer: Wir möchten nicht nur Löffel, sondern jedes Plastikbesteckteil mit unseren nachhaltigen Alternativen ersetzen. Dazu werden in den kommenden Monaten weitere Besteckalternativen wie Gabeln entwickeln, um unser Portfolio auszuweiten.

Wo sind eure essbaren Löffel erhältlich?

Julia Piechotta: Auf unserer Homepage findet ihr eine Karte mit Gastronomen, die unsere Spoonies nutzen. Durch unsere vielen Distributionskanäle können hier aber nicht immer alle Eiscafés abgebildet werden. Alternativ könnt ihr unsere Spoonies auch in unserem Onlineshop oder bei Amazon beziehen.

Was möchtet ihr unseren Leser/innen noch mit auf den Weg geben?

Julia Piechotta & Amelie Vermeer: Don’t Waste It – Taste It!

Photos: 
This Is Vegan / Maria Möller
Spoontainable

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